Am 16. Juni 2024 trafen sich an der zu Ehren Nikolai E. Bersarins gepflanzten Birke in Berlin-Lichtenberg geschichtsbewusste Bürger und Gäste Berlins und Brandenburgs. Anlass war der 79. Todestag des ersten sowjetischen Stadtkommandanten von Berlin nach der Kapitulation der Wehrmacht am 8. Mai 1945. Bersarins Tod war ein Unfalltod, der seit damals umso mehr beklagt wird, als der sowjetische Generaloberst trotz bitterster persönlicher Erfahrungen im Krieg nach der deutschen Niederlage die Berliner Lebensadern am pulsieren hielt, die Einwohner zum Wiederaufbau ermunterte und die ersten nötigen Versorgungsschritte zugunsten der Stadt und ihrer Bewohner einleitete. Bersarin war der richtige Mann für ein beginnendes Umdenken unter den Deutschen. Er ist Ehrenbürger Berlins. Zwei Schüler der Botschaftsschule der Russischen Föderation in der Bundesrepublik, einer Schule mitten in Berlin, die seit kurzem Nikolai-Erastowitsch-Bersarin-Schule heißt, bekannten sich zur Tradition des friedlichen Miteinander, für die der mutige und hochgeehrte sowjetische General 1945 einen wichtigen Grundstein legte. Sie sagten: „In diesem Jahr feierte die Schule bei der Botschaft der russischen Föderation in der BRD ihren 70. Geburtstag. Es war ein besonderes Jubiläum. Wir freuen uns, Ihnen mitteilen zu können, dass unserer Schule an diesem Feiertag der stolze Name des Helden der Sowjetunion Generaloberst Nikolai Erastowitsch Bersarin verliehen wurde. Die Schule erhielt einen neuen Status. Das verpflichtet uns Schüler dazu, ausführlicher den Lebensweg Bersarins zu studieren. Während wir hier lernen, werden wir immer das Andenken des Helden ehren. Das Schicksal von General Bersarin war mit dem Kriegsdienst verbunden. Er zeigte sich als talentierter Militär. Und es war wirklich eine weitere Heldentat, dass er 54 Tage lang die Menschen in Berlin mit Trinkwasser und Brot versorgte, statt sich an ihnen zu rächen. Das hat mich stark beeindruckt. Als er zum ersten sowjetischen Stadtkommandanten von Berlin ernannt wurde, organisierte er zunächst die Trümmerbeseitigung am Flughafen, damit dort Flugzeuge aus der Sowjetunion mit humanitärer Hilfe landen konnten. Er konnte Epidemien und Hungersnöte verhindern, ließ die Kanalisation und Wasserversorgung wiederherstellen, Schulen und Kindergärten eröffnen, Stadtgebäude wiederaufbauen. Hitler hatte suggeriert, dass die Sowjets die deutsche Nation ausrotten würden, aber bereits vor der Kapitulation der Wehrmacht begann die Rote Armee die Bevölkerung von Berlin mit Lebensmitteln aus Armeereserven zu versorgen. Bersarin organisierte sogar kostenlose Milchausgabe für Kleinkinder. Aus der Biografie von Nikolai Bersarin habe ich erfahren, wie wichtig es war, ein friedliches Leben in der zerstörten Stadt zu organisieren, die Menschen mit Lebensmitteln und Medikamenten zu versorgen. […] Viele Bewohner von Berlin verdanken diesem Mann, im wahrsten Sinne des Wortes, ihr Leben. Aber heutzutage erinnern sich leider nur wenige Menschen an seine Heldentat. Wir, die Schüler der allgemeinbildenden Schule bei der Botschaft der Russischen Föderation in der BRD, benannt nach dem Helden der Sowjetunion Generaloberst Nikolai Erastowitsch Bersarin, sind stolz auf ihn, einen echten Patrioten seines Landes. Es ist uns eine große Ehre und Verantwortung, den Namen von Bersarin zu tragen. Wir sind der Meinung, dass sein Name ein Symbol für Frieden, Freiheit und für den Großmut des multinationalen Sowjetvolkes ist.“ „Soldatengräber sind die großen Prediger des Friedens“ (Albert Schweitzer) Die sowjetische Gräberanlage in Blankenfelde, Berliner Damm 2 Auf dem Evangelischen Friedhof im Nordwesten des Ortsteils Blankenfelde, Gemeinde Blankenfelde-Mahlow, südlich von Berlin, steht auf rund 1000m2 Fläche eine Grabanlage mit einem mittig angeordneten Denkmal. Hier wurden 1945 erste Gräber für sowjetische Soldaten angelegt. Heute geht man von über 500 Beigesetzten aus. 1 In einen deutschen Friedhof eingeschlossen, der sowjetische Soldatenfriedhof Blankenfelde. Bei Blankenfelde gab es keine nennenswerten Kampfhandlungen, als die Rote Armee um den 23.4.1945 herum das südliche Umland Berlins erreichte. Zum einen, weil die deutsche Verteidigung hier nicht ausgebaut war, zum anderen, weil es bei den sowjetischen Truppen reichlich Bewegung gab, wo die Aktionsstreifen vorrückender Einheiten aus zwei Großverbänden zusammenkamen: aus der 1. Weißrussischen und der 1. Ukrainischen Front. Mahlow und Blankenfelde wurden am 24./25. April von der 71. Mechanisierten Brigade (71. MBr., geführt von Major Kanawzew) im 9. Mechanisierten Korps der 3. Garde-Panzerarmee, eingenommen. Sie gehörte zum Verband der 1. Ukrainischen Front, die vom Süden vorstieß. Drei Motschützenbataillone der 71. MBr. waren von Sperenberg in östlicher Umgehung über Brusendorf, Dahlewitz, Glasow, Schönefeld und Waßmansdorf vorgedrungen. Der Gefechtsstand des Korps lag dann in Birkholz. Für ein, zwei Tage bezog die Brigade in Mahlow/Blankenfelde Stellung. Außer dem 1. Motschützenbataillon, das mit neuer Unterstellung sofort in Richtung Teltow weiterzog, um an der Forcierung des Teltowkanals und dem Sturm auf Berlin teilzunehmen, zog die Brigade aber fast vollständig wieder in Richtung Zossen ab. Vorausabteilungen derselben Armee hatten um den 23.4. herum kurz mal über Schünow das Terrain nördlich des Autobahnringes ausgespäht. Die 3. Garde-Panzerarmee zog sich dann noch vor dem 8. Mai weiter zurück und bewegte sich an Dresden vorbei in Richtung Prag. In Blankenfelde verblieb vorerst die Verwaltung der Rückwärtigen Dienste, in Mahlow - einige Reparatureinheiten der 71.Brigade. Sie waren es auch, die die ersten Bestattungen vornahmen und mit den Schwierigkeiten der Kennzeichnung konfrontiert waren, weil der kämpfende Hauptteil abgezogen war. Die Nachhut der 71. MBr. legte ab Mai auf dem sogenannten Waldfriedhof südwestlich von Mahlow ein Gräberfeld für die toten Rotarmisten der Umgebung an. Vorgesehen war ein Friedhof kleinen Typs, ein sogenannter Brigadefriedhof. In Klausdorf arbeitete man an einem ebenso kleinen Gräberfeld; in Berlin-Lichterfelde war eine Anlage für gefallene Offiziere geplant. Als Arbeitskräfte sollten die einheimische Bevölkerung und vormalige „Ostarbeiter“, die noch einige Zeit am Ort blieben, einbezogen werden. Ein Denkmal aus Beton mit vier weißen, quadratischen Marmorplatten sollte entstehen; ein Steinmetz in Zossen wurde beauftragt. Das Areal, kleiner als das heutige, wurde inmitten des deutschen Friedhofs mit einem Metallzaum begrenzt. 2-5 Die Anlage vor der letzten Restaurierung 2015. Am 7. 8. 1945 ging der „Soldatenfriedhof Mahlow“ (später mit „Blankenfelde“ bezeichnet) mit feierlichen Salutschüssen in die Verantwortung des Kreiskommandanten von Teltow, Oberstleutnant Nikiforow, über. Zu diesem Zeitpunkt fasste er 23 Einzelgräber, darunter drei für Offiziere, und sechs Gemeinschaftsgräber für 56 Personen, auch unbekannte. Das waren vor allem Soldaten der 71. MBr. Möglicherweise waren auch Tote des „Ausländerkrankenhauses“ darunter, das westlich von Blankenfelde gelegen war, oder Verstorbene der Fremdarbeiterlager in Mahlow. Mit großer Wahrscheinlichkeit bestattete man hier auch jenen Rotarmisten, der unter mysteriösen Umständen im Sommer 1945 an der Blankenfelder Dorfstraße tot aufgefunden wurde, was die standgerichtliche Hinrichtung eines verdächtigten deutschen Ehepaares zur Folge hatte. Dazu gibt es nur wenige Erlebnisberichte im Gemeindearchiv. Das Denkmal dürfte 1945 bereits fertig gewesen sein. Von zwei Seiten waren in Marmorplatten Inschriften eingraviert, die übersetzt lauten: „Den Helden des Großen Vaterländischen Krieges 1941 – 1945“ und „Ewiger Ruhm den Helden, die in den Kämpfen für die Freiheit und Unabhängigkeit der sowjetischen Heimat fielen“. Heute sind an zwei anderen Seiten Namen aufgelistet, etwa die Hälfte davon kam aber erst später hinzu. Die hier genannten Gefallenen sind in namentlich gezeichneten Gräbern neben dem Denkmal beigesetzt; die meisten von ihnen ließen Ende April 1945 ihr Leben. Mit SMAD-Befehl Nr. 89 vom 16./18. 3. 1946 wurde unter Aufsicht der örtlichen Kommandanturen die Zusammenlegung aller sowjetischen Grablegungen beschleunigt. Schutz und vollständiger Unterhalt der neuen Anlagen sollten danach in die Verantwortung der lokalen deutschen Behörden übergehen. Die Kosten waren über die Länderhaushalte als Besatzungskosten zu verrechnen. Mancherorts beteiligten sich Kommandanturen an den Kosten. Der Befehl stieß auch für den Ehrenhain im Blankenfelder Waldfriedhof Erweiterungen an. Es folgten ständig weitere Umbettungen. Eine Meldung des Wünsdorfer Garnisonskommandanten, vermutlich vom Sommer 1947, zählt 75 Namen auf. Eine Liste des Kreiskommandanten von Teltow, datiert vom 27. 10. 1947, nennt 128 Tote auf dem sowjetischen Friedhof in Blankenfelde. Schließlich gelangten aus Schünow, Wünsdorf und Teupitz Tote von anderen Einheiten der 1. Ukrainischen Front auf diesen Friedhof. Deren 130. Schützendivision hatte beispielsweise für die Zeit vom 20. April bis 1. Mai 1945, als sie bei Zossen kämpfte, Verluste von 93 Gefallenen und 27 im Lazarett Verstorbenen gemeldet. In Blankenfelde wurde für diese Toten 1949 ein Massengrab angelegt, ein „Brudergrab“, wie es im Russischen heißt. Es fasste eine unbekannte Zahl von Kriegstoten vor allem des Monats April 1945. Für mindestens zwei ist ein Todesdatum nach Kriegsende festgehalten. Auf einer später ergänzten Bronzeplatte heißt es, man habe 102 Namen nachträglich ermitteln können. Aber die Daten aus den Quellen sind unzuverlässig, insbesondere die mehrfach reproduzierten Listen von Toten aus dem Raum Zossen. Mitte 1949 wurden die hölzernen Einfriedungen durch solche aus Beton ersetzt und die Namenstafeln erneuert. Vermutlich kamen nun auch erstmals die konisch verlaufenden, 50 cm großen Beton-Obelisken mit rotem Stern auf die Gräber, die der Anlage bis heute ein zwar fremdes, aber historisches Gepräge geben. Einige Verwirrung herrscht bis heute bei den Namen. Der des oft gelisteten Major D. I. Scholochow beispielsweise, verstorben am 27.4. 1945, erscheint auf keinem Grab, und erstaunlicherweise fehlt auch jeder Hinweis auf einen solchen hohen Offizier in den gut erschließbaren russischen Archiven. Als einziger höherer Offizier liegt in Blankenfelde der Hauptmann Lew Dawidowitsch Kisljuk, geboren 1922 in Taschkent, begraben. Er war am 6. 4. mit dem Rotbannerorden geehrt worden. Am 25. 4.1945 fiel er am südlichen Berliner Rand als Aufklärer der 163. Selbständigen Haubitzen-Artilleriebrigade, die ebenfalls zur 3. Garde-Panzerarmee gehörte; seine Einheit beendete ihren Kriegseinsatz Tage später bei Prag. Das lässt sich anhand virtueller Akten rekonstruieren. Kisljuk bekam Ende 1947 ein Einzelgrab in Blankenfelde. An sein Grab hatte jemand später eine wertvollere Namenstafel angebracht, die leider der letzten Restaurierung und Vereinheitlichung der Gräber zum Opfer fiel. In einem zweiten Massengrab fanden die sterblichen Überreste sowjetischer Kriegsgefangener aus dem Lager Groß Schulzendorf bei Zossen, ein Zweiglager des Stalag IIID in Berlin, die letzte Ruhe. Es soll sich um 184 Soldaten gehandelt haben, die 1942 und 1943 zu Tode kamen. Angeblich fanden die Umbettungen 1945/46 statt. Eine Bronzeplatte vermerkt heute in Deutsch und Russisch die Bestattungsumstände und nennt Namen. Für einen der toten Kriegsgefangenen legte irgendwann einmal jemand eine marmorne Tafel mit Bildnis ab, vermutlich ein Angehöriger. Sie blieb erhalten. Sowjetische Grabanlagen in Deutschland wurden zur letzten Ruhestätte auch von Besatzungssoldaten, die an Krankheiten oder infolge von Unfällen nach Kriegsende zu Tode kamen. In Blankenfelde ruht, namentlich genannt, ein Sergeant, geboren 1903, der im April 1947 verstarb. Auch ein Kind ist in Blankenfelde beerdigt, ein Junge, der im April 1947 im Alter von einem Monat aus dieser Welt ging. Vermutlich war es das Kind einer Besatzerfamilie. Heute umfasst die Anlage 28 Einzelbestattungen, vor allem von Soldaten und Sergeanten. Einige Namen und Lebensdaten sind unvollständig, einige Rangbezeichnungen fehlen. Einige Gräber bergen einen bis heute und in alle Ewigkeit unbekannten Toten. Des Weiteren gibt es 20 kleine Gemeinschaftsgräber mit 2 bis 6 Toten, einige mit einer nicht genauen Zahl von Toten. Daneben finden sich drei große Gemeinschaftsgräber mit 9, 12 und 16 Toten. Hinzu kommen die erwähnten zwei Massengräber. Zur Zeit der Vereinigung Deutschlands 1990 war die Gedenkanlage in einem zufriedenstellenden Zustand, doch der Zahn der Zeit nagte an ihr. Für eine erste Sanierung im Jahr 1999 nutzte die Gemeinde Blankenfelde rund 195.000 DM Fördermittel des Landes Brandenburg. Man nahm umfangreiche Restaurierungsarbeiten an den Grabmalen, am Denkmal und an den Einfriedungen vor. Neubepflanzungen werteten die Anlage auf. Als sehenswerte Neuerung erhielten die beiden Massengräber steinerne Pulte mit bronzenen Tafeln. Sie halten Namen fest. Auf einer Bronzeplatte zum Grab der Zossener Kriegstoten ist in zwei Sprachen der Satz Albert Schweitzers von den Soldatengräbern als den großen Predigern des Friedens zu lesen. Dieses Zitat begleitet seit Jahren den Bau großer deutscher Soldatenfriedhöfe durch den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, so in der Ukraine und in Russland; es wird regelmäßig vom Reservistenverband der Bundeswehr aufgerufen. Hier nun fand das Zitat Verwendung in einer Anlage für sowjetische Kriegstote. Eine Platte zum Grab der Kriegsgefangenen zitiert das damals obligatorische Gedenken der „Opfer aus Krieg und Gewaltherrschaft“, womit eine sprachliche Brücke zur Gegenwart geschlagen wurde. Obgleich jährlich gärtnerische Arbeiten in Auftrag gegeben wurden, drängten sich 13 Jahre später erneut größere Restaurierungsarbeiten auf. Nachdem Besucher des Friedhofes auf den leisen Verfall der Grabobelisken und den Moosbefall des Denkmals aufmerksam gemacht hatten, schlug das Bau- und Ordnungsamt der Gemeinde eine größere Renovierung vor. Sie sollte so erfolgen, dass künftig weniger Geld in dauerhafte Pflege nötig und dennoch ein würdiges Gedenken möglich wäre. Ab 2012 nahmen die Überlegungen in Absprache mit der Unteren Denkmalbehörde konkrete Formen an, das Büro für Kriegsgräberfürsorge und Gedenkarbeit der Botschaft der Russischen Föderation wurde konsultiert. Die Gemeinde ließ zu den Namen der Toten recherchieren und erfasste Dokumente aus der Entstehungsgeschichte des Gräberfeldes. Die Firma Dr. Jacobs & Hübinger für Gartendenkmalpflege und Landschaftsarchitektur, Berlin, entwarf ab 2014 und leitete ab 2015 die Restaurierung. Diese beinhaltete eine gründliche Auslichtung, Bodenarbeiten, Rasenneuanlage, neue Einfriedungen sowie Reparaturen und Reinigungsarbeiten am Denkmal, an den Grabobelisken und den Wegen. Sämtliche Namenstafeln wurden erneuert. In all das wurden über 150.000 Euro investiert. 6 -10 Die Anlage seit 2015. In Blankenfelde weiß man, dass es - ganz nach Albert Schweitzer - wichtig ist, fremde Gräber zu pflegen und auf diese Weise Friedensbotschaften zu versenden. Der Bürgermeister lässt jährlich am 8. Mai ein Gebinde am Denkmal niederlegen. Dr. Elke Scherstjanoi, Historikerin Es war ein stilles Gedenken am 6. April 2924 auf dem Garnisonsfriedhof in Eberswalde. Mehrere zivilgesellschaftliche Gruppen aus Eberswalde, Bernau, Berlin und Einzelpersonen legten zu unterschiedlichen Zeiten ihre Blumen auf die Grabstelle für die Jagdflieger der sowjetischen Streitkräfte, Hauptmann Kapustin und Oberleutnant Janow nieder, welche vor 58 Jahren, während eines Auftrages ihres Kommandos im Bezirk Spandau, im Westen Berlins, mit einem sowjetischen Kampfjet in den Stößensee stürzten und unter Verlust des eigenen Lebens die Bewohner des dicht besiedelten Bezirkes vor einer menschlichen Katastrophe bewahrten. Ihre Entscheidung, sich nicht mit dem Schleudersitz aus dem Flugzeug zu katapultieren und Menschenleben zu retten, fand auch Anerkennung durch den damaligen Regierenden Bürgermeister Berlins, Willy Brandt und ist auch in der Gegenwart nicht vergessen. Kapustin Janow Herr F. Gillert, Bewohner der Stadt Eberswalde übermittelte uns seine Gedanken zum Bewahren an die Tat der beiden Jagdflieger. Viele Tropfen füllen ein Meer- oder, warum wir nicht verzagen sollen Am 06.04.1966, an einem Mittwoch in der Woche vor Ostern, also vor 58 Jahren, starben zwei Menschen, weil sie hunderte Spandauer retten wollten. Heldentaten werden meist nicht mit Waffengewalt verübt. Meine „Helden“ waren zwei russische Offiziere, die 8 Jahre in Finow, jetzt ein Stadtteil meiner Heimatstadt Eberswalde, lebten. An jenem Tag im April1966 sollten sie einen bis dahin geheimen Abfangjäger (Jak28P) von dem Militärfluglatz der Sowjetischen Streitkräfte in Finow nach Köthen in Sachsen-Anhalt überführen. Doch über Berlin versagten in viertausend Metern Höhe beide Triebwerke. Die Piloten Kapustin und Janow hatten für solche Fälle den Befehl, sich in mit dem Schleudersitz zu retten und die Maschine aufzugeben. Boris Wladislawowitsch Kapustin und Juri Nikolajewitsch Janow sahen die furchtbare Konsequenz in diesem Fall: Das Flugzeug wäre in den bewohnten Stadtraum Westberlins gestürzt und hätte eine Todesschneise der Verwüstung angerichtet. Sie entschieden sich, die Menschen in der Stadt zu schützen und ihr eigenes Leben zu opfern. Sie waren 35 Jahre alt und ließen ihre Frauen und je ein Kind mit 9 Jahren zurück. Im „kalten Krieg“ waren solche Heldentaten nicht vorgesehen. Und so wurde damals von den Geheimdiensten die Tat verfälschend dargestellt. Es gibt in Deutschland drei Gedenktafeln, die gepflegt werden. Am Ort des Absturzes, der Stößensee-Brücke in Berlin, im Luftfahrtmuseum in Finowfurt und auf dem Garnisonsfriedhof der sowjetischen Streitkräfte in Eberswalde. In Eberswalde wird seit vielen Jahren am Tag des Absturzes ein stilles Gedenken von einer kleinen Gruppe Menschen abgehalten und Blumen niedergelegt. Seit einigen Jahren treffen sich auch an der Stößensee-Brücke einige Personen und binden einen Strauß an. Auch in der Zwischenzeit sind dort immer mal wieder kleine Blumensträuße zu sehen. Die Berliner Tafel ist aber leider in einem beklagenswerten Zustand. Einige Buchstaben sind abgewittert und müssen ersetzt werden müssen. Dafür sammele ich in Deutschland Geld. und erinnere meine Mitmenschen damit an diese beiden Russen, die sich menschlich verhalten haben und möchten sie ehren. Unabhängig davon, wie es mit dem Krieg in der Ukraine weiter geht, bleiben Deutschland und Russland zwei große Staaten in Europa. Irgendwann muss doch mal Frieden und Freundschaft zwischen den Völkern herrschen. Ich möchte nicht verzagen. Ich bete dafür, dass Frieden in die Herzen der Europäer einzieht und die Waffen zum Schweigen gebracht werden. Friedemann Gillert Am 20. Januar 2024 legten Mitglieder des Arbeitskreis 8.Mai Blumem auf den geschändeten Grabstellen nieder. Anfang des Jahres 2024 wurden auf dem sowjetischen Ehrenfriedhof in Penzlin (Mecklenburg/Vorpommern) mehrere sowjetische Soldatengräber geschändet, indem Grabsteine umgeworfen wurden. Solche barbarischen Unmutsäußerungen verurteilen wir auf das schärfste. Neben der Verpflichtung zur Kriegsgräberfürsorge, die aus dem Regierungsabkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Russischen Föderation vom 16. Dezember 1992 folgen, nötigen unsere Geschichte und nicht zuletzt eine ethisch/kulturelle Verantwortung allen Deutschen dauerhaft Respekt vor den Toten des damaligen Kriegsgegners ab. Nicht wenige Deutsche haben 1945 die Befreiung von der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft als Chance für einen Neubeginn gesehen, Hunderttausende haben diese Befreiung im Nachhinein so begriffen. Und noch heute empfinden Tausende aus der Kinder- und Enkelgeneration Dankbarkeit für den opferreichen Kampf der Roten Armee, der stärksten Kraft im Bündnis der Anti-Hitler-Koalition. Zahlreiche Vereine, Gruppen und Initiativen in Deutschland engagieren sich ehrenamtlich in der Pflege sowjetischer Kriegsgräber. Viele Gemeindevertretungen zählen die Investitionen in den Unterhalt der Anlagen zu den Selbstverständlichkeiten der öffentlichen Erinnerungsarbeit. Auch der Arbeitskreis 8.Mai widmet seine Arbeit dem Andenken an die historische Befreiungstat. Tief betroffen nehmen wir daher die Anschläge auf sowjetische Grabanlagen zur Kenntnis und verurteilen sie. Die toten Soldaten, die ihr Leben im Kampf gegen ein menschenverachtendes System gaben, waren Opfer eines deutschen Eroberungskrieges. Ihre Gräber zu schänden ist nichts anderes als Vandalismus, der bestenfalls von unverzeihlicher Dummheit kündet. Sollte aber jemand meinen, aus den aktuellen Ereignissen heraus und in Anlehnung an alte Feindbilder seiner Fremdenfeindlichkeit und latentem Russenhass durch Grabschändung Ausdruck verleihen zu müssen, dann geben wir zu bedenken, dass solches Verhalten würdelos ist. Es schlägt Friedensbemühungen und dem Willen zur Völkerverständigung ins Gesicht. Provokationen dieser Art sind schändlich. Arbeitskreis 8.Mai im BDWO Januar 2024 Der „Arbeitskreis 8.Mai“ beim BDWO wünscht allen Freunden, Gleichgesinnten und Förderern unserer Arbeit ein gutes, ein Frieden bringendes Jahr 2024! Frieden - überall auf der Welt! Moskau, 12. Dezember 2023 An den Arbeitskreis 8. Mai Frau Brigitte Großmann Sehr geehrte Frau Großmann, der Arbeitskreis 8. Mai begeht an diesem Tag seinen fünfjährigen Geburtstag. Wir von der Gesellschaft „Russland-Deutschland“ gratulieren Ihnen und allen Mitgliedern sowie Unterstützern Ihrer Organisation sehr herzlich zu diesem denkwürdigen Ereignis! Das kleine Jubiläumsdatum fällt in eine besonders schwierige Phase der Beziehungen zwischen unseren beiden Staaten, in der, wie wir meinen, speziell den gesellschaftlichen Kräften wichtige Rolle bei der Aufrechterhaltung des bilateralen generationsübergreifenden Dialogs und den schrittweisen Bemühungen in Richtung auf Wiedererlangung der beiderseitigen Verständigung und des Vertrauens zukommt. Trotz recht ungünstigen äußeren Umständen hat der Arbeitskreis 8. Mai nach unserem Kenntnisstand bei seinen unermüdlichen Aktivitäten zugunsten des verantwortungsvollen Umgangs mit der gemeinsamen Geschichte, der Wahrung des Gedenkens an die in Deutschland gefallenen sowjetischen Soldaten nicht nachgelassen und setzt diese mit vollem Engagement fort. Wir sind für Ihre völkerverbindende Arbeit sehr dankbar und wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg dabei! Mit den besten Grüßen Vladimir Polenov Vizepräsident der Gesellschaft „Russland-Deutschland“ Liebe Frau Brigitta Grossmann! Die Kadettenbewegung und das Kollegiums der Militärexperten Russlands gratulieren Ihnen und allen Mitgliedern der Arbeitsgruppe 8. Mai BDVO zu Ihrem Jahrestag. Wir sind glücklich und stolz auf unsere Freundschaft, wenn wir sehen, wie sorgfältig und liebevoll Sie mit dem Andenken unserer im Großen Vaterländischen Krieg gefallenen Soldaten umgehen. Wie ehren Sie das Andenken des ersten Kommandanten des Nachkriegs-Berlins, General Nikolai Berzarin, sowie die Erinnerung an unsere deutsch-sowjetische Freundschaft, die bis heute in unseren Herzen fortdauert und die, wie mein Freund Michail Jurjewitsch Lermontow (Oberhaupt der Familie Lermontow und Berater des Kulturministers Russlands) sagt, es sei bereits Teil unserer nationalen Kultur geworden. Ihre Arbeit und Ihre Treue zur Freundschaft unserer Völker werden von der russischen Gesellschaft, dem Staat und dem russischen Außenministerium hoch geschätzt, das Ihnen für Ihre Arbeit bei der Erhaltung und Pflege von Militärgräbern und Denkmälern eine Ehrenurkunde und eine Medaille verliehen hat. Mit Respekt und Liebe, Präsident des Kollegiums der Militärexperten Russlands, Ehrenvorsitzender der Russischen Union der Kadettenverbände „Offene Gemeinschaft von Suworow, Nachimow und Kadetten Russlands“ ehemaliger Kommandeur der 35. motorisierten Schützendivision und Chef der Garnison der Stadt und des Bezirks Potsdam, 1984-1988 Generalmajor Alexander Wladimirow Moskau, Russland Am 12. Dezember 2023 traf sich der „Arbeitskreis 8. Mai“ zu einer Jahresabschlussfeier. Wir zogen Bilanz über unsere Arbeit im zu Ende gehenden Jahr. Zu Beginn bot Herr Hans-Ulrich Leps als Gast aus dem AK „Sowjetische Ehrenmale und Friedhöfe“ in der Brandenburger Freundschaftsgesellschaft e.V. einen Vortrag über ehrenamtliche Gräberpflege und Forschung zu sowjetischen Grabanlagen in Ostdeutschland für Tote des Zweiten Weltkrieges, eine Tätigkeit, die viele Menschen in Brandenburg als verpflichtende Aufgabe zu Ehren der Opfer der Roten Armee und der Zwangsdeportierten aus der Sowjetunion 1941 bis 1945 ansehen. Die Jahresbilanz 2023 des Arbeitskreises umfasst die Teilnahme an offiziellen Gedenkveranstaltungen zu Ehren gefallener Rotarmisten und an der traditionellen Ehrung des ersten sowjetischen Kommandanten von Berlin Generaloberst Bersarin. Außerdem boten wir eine Buchvorstellung unserer Broschüre „Osterkundung – Friedensbotschaft“ (6. 5.), die wir – Dank großzügiger Spenden - nun auch in russischer Übersetzung herausgeben konnten. Wir organisierten eine Vortragsveranstaltung zu den besonderen Aufgaben von russischen, ukrainischen und deutschen Museen zu Weltkriegsthemen unter den aktuellen Bedingungen, dafür konnten wir Herrn Christoph Meißner vom Museum Berlin-Karlshorst gewinnen (13. 9.). Der Jahresabschluss war Gelegenheit, zugleich den fünften Jahrestag der Gründung unseres Arbeitskreises zu feiern. Nicht alle Pläne sind seither aufgegangen. So erwiesen sich unsere Ideen, Kontakte zwischen Schulen in Deutschland und in Russland herzustellen und eine gemeinsame Erinnerungsarbeit der jüngeren Generation zu unterstützen, die das Kriegsleid thematisiert und zivilgesellschaftliches Engagement für Frieden in ganz konkreten Bildungsprojekten beflügelt, langfristig nicht als umsetzbar. Der Krieg in der Ukraine hat solche Vermittlung stark erschwert. Doch wir sehen unseren Arbeitskreis auch im nächsten Jahr als wichtigen Kommunikationsträger in Sachen Erinnerung an den 8. Mai 1945 als den Tag der Befreiung Europas vom Hitlerfaschismus, Tag der Hoffnung auf Frieden. Allen Mitgliedern des Arbeitskreises wünschen wir Kraft und Gesundheit im neuen Jahr.
Am 25. November 2023 protestierten Mitglieder des Arbeitskreises 8.Mai am Brandenburger Tor in Berlin gegen weitere Waffenlieferungen an die Ukraine, für Abrüstung und Frieden weltweit. Europa und unser Land braucht friedenswillige Politiker, die sich nicht für eine ewige und nicht kalkulierbare Dauereskalation mit Russland einsetzen, sondern mit diplomatischen Initiativen und realistischen Gedanken Kriege beenden. Brigitte Großmann |
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