Am 25. November 2023 protestierten Mitglieder des Arbeitskreises 8.Mai am Brandenburger Tor in Berlin gegen weitere Waffenlieferungen an die Ukraine, für Abrüstung und Frieden weltweit. Europa und unser Land braucht friedenswillige Politiker, die sich nicht für eine ewige und nicht kalkulierbare Dauereskalation mit Russland einsetzen, sondern mit diplomatischen Initiativen und realistischen Gedanken Kriege beenden. Brigitte Großmann Der „Arbeitskreis 8. Mai“ des BDWO lädt am 13. September 2023 zu einem Vortrag ein: Christoph Meißner "Sammeln und Bewahren - Evakuieren und Modernisieren. Zu den besonderen Aufgaben von russischen, ukrainischen und deutschen Museen zu Weltkriegsthemen unter den aktuellen Bedingungen." Datum: Mittwoch, der 13. 9. 2023 Zeit: 16.00 Uhr Ort: 13051 Berlin, Ribnitzer Str. 1b, Nachbarschaftshaus im Ostseeviertel, nahe S-Bahnhof Wartenberg. Der langjährige Mitarbeiter des Museums Berlin-Karlshorst bietet länderübergreifende Betrachtungen zur jüngsten Museums- und Ausstellungsarbeit. Ein an der Uni Düsseldorf laufendes Projekt ließ ihn Eindrücke in verschiedenen Ländern Ost- und Südosteuropas sammeln. Wie geht man dort heute mit der Erinnerung an den "Großen Vaterländischen Krieg" und an den Stalinismus um? Wie beeinträchtigen Krieg und Vertreibung die Pflege und Erweiterung der Bestände und die nationale Narration? Der Überfall auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 durch die faschistische Wehrmacht und verbündete Verbände ist ein unauslöschliches Datum der Geschichte. Dieser Tag markierte den Beginn des Großen Vaterländischen Krieges, in dem die Rote Armee der damaligen Sowjetunion den Hauptanteil an der Niederschlagung des Naziregimes trug. Die Vorgeschichte des Überfalls reicht bis vor die Machtergreifung der Nationalsozialisten zurück. Bereits in seinem 1925 veröffentlichten Buch “Mein Kampf” hatte Adolf Hitler die rassistischen und völkischen Pläne seiner “Lebensraumpolitik im Osten” erläutert. Bei einer Rede vor der Reichswehr am 3. Februar 1933 wiederholte er sein Ziel einer umfassenden Germanisierung des Ostens. Damit war diese Lebensraumpolitik von Anfang an Bestandteil der Ideologie der Nazis - im Gegenteil etwa zu anderen nachweisbaren Radikalisierungen bis 1945 - und wurde im Zweiten Weltkrieg in Mittel- und Osteuropa von der SS und Wehrmacht brutal angewendet. Hitler sah die Sowjetunion als seinen Hauptfeind und neben der Kategorisierung als Untermenschen (sic!) auch als Quelle für Rohstoffe und Sklavenarbeit. Um seinen Plan zu verwirklichen, schloss er 1939 einen vermeidlichen Nichtangriffspakt mit Stalin, der jedoch nur eine Täuschung war. Hitler bereitete heimlich einen Angriff auf die Sowjetunion vor, der unter dem Decknamen "Operation Barbarossa" lief. Der Verlauf des Überfalls war zunächst von schnellen Erfolgen der deutschen Truppen gekennzeichnet, die von Finnland, Rumänien, Ungarn, Italien und anderen Ländern unterstützt wurden. Sie drangen tief in das sowjetische Territorium ein und eroberten wichtige Städte wie Minsk, Kiew und Leningrad - wobei letztgenannte über zweieinhalb Jahre belagert wurde, wodurch es zur wohl grausamsten Episode des Zweiten Weltkriegs kam mit Massensterben, Krankheiten und Kannibalismus. Die sowjetische Armee war von dem Angriff überrascht und musste sich unter großen Verlusten zurückziehen. Doch trotz der schwierigen Lage gelang es ihr, die Faschisten an mehreren Fronten aufzuhalten und Gegenangriffe zu starten. Die entscheidenden Wendepunkte des Krieges waren die Schlachten von Moskau, Stalingrad und Kursk, in denen die deutsche Offensive zum Stillstand kam und die Rote Armee zur Offensive überging. Die Folgen des Überfalls waren verheerend. In der damaligen Sowjetunion starben etwa 27 Millionen Menschen, davon 18 Millionen Zivilisten, mitunter durch Massenerschießungen, Aushungern und weiteren Gräueltaten. Die deutsche Seite verlor etwa 6 Millionen Soldaten und 3 Millionen Zivilisten. Aus gegebenem Anlass sei ergänzt, dass trotz nachweisbarer Faschisten in der Ukraine, welche das Hitlerregime bei ihrer Vernichtung etwa von Jüdinnen und Juden unterstützte, Schätzungen zufolge rund 8 Millionen Menschen in der damals zur Sowjetunion gehörenden Ukraine getötet wurden, davon 5 Millionen Zivilisten und 3 Millionen Soldaten - damit waren knapp ein Drittel aller Rotarmisten, welche im Kampf gegen den Faschismus und damit auch für die Befreiung Deutschlands starben, Ukrainer. Ihnen gilt unser Dank. Der Krieg führte zu massiven Zerstörungen, Hungersnöten, Vertreibungen und ist Teil der schlimmsten Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Er zerstörte Kultur, Geschichte, Zukunft. Aber vor allem Leben. Der Überfall auf die Sowjetunion war nicht nur ein militärischer Konflikt, sondern auch ein ideologischer geführter Kampf des Faschismus und des fanatischen Irrglaubens einer Herrenrasse. Es bleibt zu sagen: Wer heute wieder Völkern ihre kulturelle Identität sowie Geschichte aberkennt, sich über sie erhebt, mittels Gewalt erobern und bestimmen will, wer Wörter wie "vernichten" und "verschwinden" verwendet und sich somit von rassistischem und völkischem Vokabular erhofft, Raum und Rohstoffe zu sichern, dem sei die Geschichte eine deutliche Mahnung. Derlei Kriege können nicht gewonnen werden, nicht auf dem Schlachtfeld - und nicht in den Köpfen. Solidarität ist die Zärtlichkeit der Völker. Im Mai 2023 erschien im Verlag Hoffmann und Campe ein Buch von Katja Hoyer mit dem Titel “Diesseits der Mauer. Eine neue Geschichte der DDR 1949-1990“. Mit Befremden und Erstaunen nehmen wir die Ausführungen der Autorin zum Ehrenbürger der Stadt Berlin, Nikolai Bersarin, Generaloberst der Roten Armee und im Mai 1945 erster sowjetischer Stadtkommandant von Berlin, zur Kenntnis. Die getroffenen Einschätzungen künden von Ignoranz gegenüber jahrelangen Forschungen in der Bundesrepublik zur sowjetischen Besatzungspolitik nach 1945 und zum Wirken Bersarins. Sie widersprechen wichtigen Aussagen im Museum Berlin Karlshorst, das die Grundlage für die erneute Aufnahme Bersarins in die Ehrenbürgerliste der Stadt Berlin erarbeitete. Die abwertende Einschätzung ist von Faktenleugnung, sprachlicher Undifferenziertheit und politisch-ideologischer Voreingenommenheit getragen. Historische Zusammenhänge werden verkannt bzw. die Geschehnisse unsinnig verknüpft und zugleich sensationslüstern dargeboten, was den Text zu einem Zeugnis der Rückkehr in das westdeutsche Geschichtsnarrativ der 1950er Jahre macht. Die gesamtdeutsche Rückschau war vor zwanzig Jahren schon weiter. Eine „neue Geschichte“ ist das nur in dem Sinne, dass dieser alte Unsinn heute wieder zunehmend verbreitet wird. Der „Arbeitskreis 8.Mai“ im Bundesverband Deutscher West- Ost- Gesellschaften sieht in dieser Veröffentlichung einen erneuten Versuch, die Person von Nikolai Bersarin zu diffamieren und mit ihm die Leistungen der UdSSR bei der Befreiung Europas und Deutschlands von Nationalsozialismus. Wir erheben Einspruch gegen diese Darstellung. Am 16.Juni 2023 gedachten Mitglieder des Arbeitskreises 8.Mai des vor 78 Jahren verstorbenen ersten Stadtkommandanten von Berlin Nikolai E. Bersarin und legten an der Gedenkstelle in der Alfred Kowalke Straße/Ecke Straße am Tierpark ein Blumengebinde nieder. Noch während der letzten Kriegshandlungen in Berlin wurde er von Marschall Georgi Shukow am 24.April 1945 für dieses Amt eingesetzt und übernahm damit die Verantwortung für die besetzte Stadt. Sein Engagement für die hungernden Bevölkerung Berlins ist ebenso unvergessen wie seine pragmatische Hilfe bei der Instandsetzung der Straßen, Strom und Wasserleitungen. Wir gedenken Bersarin, einem sowjetischen General, der die Leiden der Kriegszeit an der Front miterlebte und seinen ehemaligen Feinden ein zutiefst humanistisches Handeln entgegensetzte.
Die Truppen der Sowjetunion/Russlands waren bis 1994 in Teilen Deutschlands stationiert. Sie hatten in den Anfangsjahren der Besatzung vorwiegend die Aufgabe, die Einhaltung der Bestimmungen des Potsdamer Abkommens zu sichern. Im März 1954 erfolgte die Umbenennung in Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland (GSSD). Von 1989 bis zum Abzug 1994 war die offizielle Bezeichnung Westgruppe der Truppen (WGT). Sie stellten mit ihren durchschnittlich 500 000 Offizieren, Soldaten und Familienangehörigen das größte Truppenkontingent dar, das jemals von einer Besatzungsmacht über einen solch langen Zeitraum im Ausland unterhalten wurde. Es war eine schwierige und konfliktreiche Zeit des Abbaus von gegenseitigen Feindbildern bis zum Entstehen von persönlichen Freundschaften, die auch in der Gegenwart noch Bestand haben. Sie entwickelten sich meistens bei Begegnungen im Rahmen der Gesellschaft für Deutsch Sowjetische Freundschaft, der Waffenbrüderschaft der Streitkräfte des Warschauer Vertrages sowie im Rahmen einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit zwischen dem Oberkommando der Westgruppe der Truppen und dem Bundeswehrkommando Ost bei der Koordinierung des Truppenabzuges der WGT aus Deutschland.
(1) aus Edition Schwarzdruck: Ost-Erkundung.Friedensbotschaft Seite 106 (2) aus Edition Schwarzdruck: Ost-Erkundung.Friedensbotschaft Seite 108 Vor 78 Jahren wurde Deutschland vom Faschismus befreit. Mitglieder des Bezirksamtes Lichtenberg in Berlin gedachten gemeinsam mit Bürgern an 9 Veranstaltungsorten des Tages der Befreiung. Mit Dankbarkeit blicken wir auf den Tag der Befreiung zurück und setzen mit der Aussage „Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus!“ ein wichtiges Zeichen, erklärte der Bürgermeister Martin Schaefer am Ehrenmal in der Küstriner Straße. Unter den Bürgern und Vertretern von Parteien und Organisationen war auch die Bundestagsabgeordnete des Stadtbezirkes Dr. Gesine Lötzsch von der Partei Die Linke anwesend. Der Vorsitzende des BdA Berlin Weißensee/Hohenschönhausen betonte in seiner Rede die Wichtigkeit der ständigen Mahnung an diesen historischen Tag. Brigitte Großmann vom Arbeitskreis 8.Mai des Bundesverbandes deutscher West-Ost-Gesellschaften erinnerte an die Millionen Toten der multinationalen Sowjetunion, die den größten Blutzoll bei der Befreiung Deutschlands zu tragen hatte. Ohne die Erinnerung an den 8. Mai 1945 werden wir auf unsrem Kontinent den Frieden nicht wahren können. Das Datum ermahnt uns zu aktivem Friedenseinsatz.
Nach einer Einführung zur Entstehungsgeschichte der Publikation durch Dr. Elke Scherstjanoi, Mitglied des Arbeitskreises, sowie zur Herausgabe in deutscher und russischer Sprache von der Edition Schwarzdruck, wurden einzelne Texte aus dem Buch vorgestellt. ©Alexanderderguidepotsdamberlin In diesen Beiträgen sind die Erinnerungen über Begegnungen von Menschen aus Deutschland und der ehemaligen Sowjetunion/Russland und ihre persönlichen Erfahrungen im Prozess der Annäherung zwischen unseren Völkern seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges beschrieben.
Mit der Herausgabe dieser Publikation in deutscher und russischer Sprache erinnern wir wenige Tage vor dem historischen Datum des 8. Mai 1945 an den Versöhnungsprozess zwischen Menschen aus Deutschland und der ehemaligen Sowjetunion/ Russland. Die Erfahrungen, die dabei für eine gemeinsame Arbeit für Frieden und Verständigung gesammelt wurden, sind hochaktuell. Der 3. Dezember ist in Russland ein Gedenktag. Aus Anlass einer Umbettung unbekannter gefallener Verteidiger der Hauptstadt Moskau in ein Ehrengrab an der Kremlmauer 1966 eingeführt, galt und gilt er als Tag der Erinnerung an die opferreichen Kämpfe gegen die deutsche Wehrmacht vor Moskau 1941 und 1942. Auch 81 Jahre nach der Verteidigung Moskaus ist er wichtiger Bestandteil der Erinnerung an Kriegsgrauen, an die auf den Schlachtfeldern gefallenen und vermissten Soldaten, die auf eigenem und fremdem Territorium in Massengräbern beigesetzt sind. Noch heute erreichen uns in Deutschland Suchanfragen aus Russland, Belarus und der Ukraine zu Gräbern und Überresten toter Militärangehöriger. Unseres Erachtens wird das Gedenken an die großen Verluste der Roten Armee im Kampf gegen das faschistische Deutschland seinem ursprünglich humanistischen Anliegen gerecht, wenn es mit einem antimilitaristischen Auftrag der Gegenwart verbunden wird. Der Arbeitskreis 8. Mai verknüpft sein Gedenken daher mit der Hoffnung auf einen Waffenstillstand und einen Rückzug russischer Truppen aus der Ukraine. Im Beisein von Botschafter Sergej Netschaev und Militärattaché Sergej Chukhrov fand in Berlin am 5. Dezember am Sowjetischen Ehrenmal Tiergarten eine Ehrung der unbekannten sowjetischen Opfer des Zweiten Weltkrieges statt. Brigitte Großmann Sprecherin des Arbeitskreises 8.Mai im BDWO e.V. |
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