Im Mai 2023 erschien im Verlag Hoffmann und Campe ein Buch von Katja Hoyer mit dem Titel “Diesseits der Mauer. Eine neue Geschichte der DDR 1949-1990“. Mit Befremden und Erstaunen nehmen wir die Ausführungen der Autorin zum Ehrenbürger der Stadt Berlin, Nikolai Bersarin, Generaloberst der Roten Armee und im Mai 1945 erster sowjetischer Stadtkommandant von Berlin, zur Kenntnis. Die getroffenen Einschätzungen künden von Ignoranz gegenüber jahrelangen Forschungen in der Bundesrepublik zur sowjetischen Besatzungspolitik nach 1945 und zum Wirken Bersarins. Sie widersprechen wichtigen Aussagen im Museum Berlin Karlshorst, das die Grundlage für die erneute Aufnahme Bersarins in die Ehrenbürgerliste der Stadt Berlin erarbeitete. Die abwertende Einschätzung ist von Faktenleugnung, sprachlicher Undifferenziertheit und politisch-ideologischer Voreingenommenheit getragen. Historische Zusammenhänge werden verkannt bzw. die Geschehnisse unsinnig verknüpft und zugleich sensationslüstern dargeboten, was den Text zu einem Zeugnis der Rückkehr in das westdeutsche Geschichtsnarrativ der 1950er Jahre macht. Die gesamtdeutsche Rückschau war vor zwanzig Jahren schon weiter. Eine „neue Geschichte“ ist das nur in dem Sinne, dass dieser alte Unsinn heute wieder zunehmend verbreitet wird. Der „Arbeitskreis 8.Mai“ im Bundesverband Deutscher West- Ost- Gesellschaften sieht in dieser Veröffentlichung einen erneuten Versuch, die Person von Nikolai Bersarin zu diffamieren und mit ihm die Leistungen der UdSSR bei der Befreiung Europas und Deutschlands von Nationalsozialismus. Wir erheben Einspruch gegen diese Darstellung. Am 16.Juni 2023 gedachten Mitglieder des Arbeitskreises 8.Mai des vor 78 Jahren verstorbenen ersten Stadtkommandanten von Berlin Nikolai E. Bersarin und legten an der Gedenkstelle in der Alfred Kowalke Straße/Ecke Straße am Tierpark ein Blumengebinde nieder. Noch während der letzten Kriegshandlungen in Berlin wurde er von Marschall Georgi Shukow am 24.April 1945 für dieses Amt eingesetzt und übernahm damit die Verantwortung für die besetzte Stadt. Sein Engagement für die hungernden Bevölkerung Berlins ist ebenso unvergessen wie seine pragmatische Hilfe bei der Instandsetzung der Straßen, Strom und Wasserleitungen. Wir gedenken Bersarin, einem sowjetischen General, der die Leiden der Kriegszeit an der Front miterlebte und seinen ehemaligen Feinden ein zutiefst humanistisches Handeln entgegensetzte.
Die Truppen der Sowjetunion/Russlands waren bis 1994 in Teilen Deutschlands stationiert. Sie hatten in den Anfangsjahren der Besatzung vorwiegend die Aufgabe, die Einhaltung der Bestimmungen des Potsdamer Abkommens zu sichern. Im März 1954 erfolgte die Umbenennung in Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland (GSSD). Von 1989 bis zum Abzug 1994 war die offizielle Bezeichnung Westgruppe der Truppen (WGT). Sie stellten mit ihren durchschnittlich 500 000 Offizieren, Soldaten und Familienangehörigen das größte Truppenkontingent dar, das jemals von einer Besatzungsmacht über einen solch langen Zeitraum im Ausland unterhalten wurde. Es war eine schwierige und konfliktreiche Zeit des Abbaus von gegenseitigen Feindbildern bis zum Entstehen von persönlichen Freundschaften, die auch in der Gegenwart noch Bestand haben. Sie entwickelten sich meistens bei Begegnungen im Rahmen der Gesellschaft für Deutsch Sowjetische Freundschaft, der Waffenbrüderschaft der Streitkräfte des Warschauer Vertrages sowie im Rahmen einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit zwischen dem Oberkommando der Westgruppe der Truppen und dem Bundeswehrkommando Ost bei der Koordinierung des Truppenabzuges der WGT aus Deutschland.
(1) aus Edition Schwarzdruck: Ost-Erkundung.Friedensbotschaft Seite 106 (2) aus Edition Schwarzdruck: Ost-Erkundung.Friedensbotschaft Seite 108 Vor 78 Jahren wurde Deutschland vom Faschismus befreit. Mitglieder des Bezirksamtes Lichtenberg in Berlin gedachten gemeinsam mit Bürgern an 9 Veranstaltungsorten des Tages der Befreiung. Mit Dankbarkeit blicken wir auf den Tag der Befreiung zurück und setzen mit der Aussage „Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus!“ ein wichtiges Zeichen, erklärte der Bürgermeister Martin Schaefer am Ehrenmal in der Küstriner Straße. Unter den Bürgern und Vertretern von Parteien und Organisationen war auch die Bundestagsabgeordnete des Stadtbezirkes Dr. Gesine Lötzsch von der Partei Die Linke anwesend. Der Vorsitzende des BdA Berlin Weißensee/Hohenschönhausen betonte in seiner Rede die Wichtigkeit der ständigen Mahnung an diesen historischen Tag. Brigitte Großmann vom Arbeitskreis 8.Mai des Bundesverbandes deutscher West-Ost-Gesellschaften erinnerte an die Millionen Toten der multinationalen Sowjetunion, die den größten Blutzoll bei der Befreiung Deutschlands zu tragen hatte. Ohne die Erinnerung an den 8. Mai 1945 werden wir auf unsrem Kontinent den Frieden nicht wahren können. Das Datum ermahnt uns zu aktivem Friedenseinsatz.
Nach einer Einführung zur Entstehungsgeschichte der Publikation durch Dr. Elke Scherstjanoi, Mitglied des Arbeitskreises, sowie zur Herausgabe in deutscher und russischer Sprache von der Edition Schwarzdruck, wurden einzelne Texte aus dem Buch vorgestellt. ©Alexanderderguidepotsdamberlin In diesen Beiträgen sind die Erinnerungen über Begegnungen von Menschen aus Deutschland und der ehemaligen Sowjetunion/Russland und ihre persönlichen Erfahrungen im Prozess der Annäherung zwischen unseren Völkern seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges beschrieben.
Mit der Herausgabe dieser Publikation in deutscher und russischer Sprache erinnern wir wenige Tage vor dem historischen Datum des 8. Mai 1945 an den Versöhnungsprozess zwischen Menschen aus Deutschland und der ehemaligen Sowjetunion/ Russland. Die Erfahrungen, die dabei für eine gemeinsame Arbeit für Frieden und Verständigung gesammelt wurden, sind hochaktuell. Der 3. Dezember ist in Russland ein Gedenktag. Aus Anlass einer Umbettung unbekannter gefallener Verteidiger der Hauptstadt Moskau in ein Ehrengrab an der Kremlmauer 1966 eingeführt, galt und gilt er als Tag der Erinnerung an die opferreichen Kämpfe gegen die deutsche Wehrmacht vor Moskau 1941 und 1942. Auch 81 Jahre nach der Verteidigung Moskaus ist er wichtiger Bestandteil der Erinnerung an Kriegsgrauen, an die auf den Schlachtfeldern gefallenen und vermissten Soldaten, die auf eigenem und fremdem Territorium in Massengräbern beigesetzt sind. Noch heute erreichen uns in Deutschland Suchanfragen aus Russland, Belarus und der Ukraine zu Gräbern und Überresten toter Militärangehöriger. Unseres Erachtens wird das Gedenken an die großen Verluste der Roten Armee im Kampf gegen das faschistische Deutschland seinem ursprünglich humanistischen Anliegen gerecht, wenn es mit einem antimilitaristischen Auftrag der Gegenwart verbunden wird. Der Arbeitskreis 8. Mai verknüpft sein Gedenken daher mit der Hoffnung auf einen Waffenstillstand und einen Rückzug russischer Truppen aus der Ukraine. Im Beisein von Botschafter Sergej Netschaev und Militärattaché Sergej Chukhrov fand in Berlin am 5. Dezember am Sowjetischen Ehrenmal Tiergarten eine Ehrung der unbekannten sowjetischen Opfer des Zweiten Weltkrieges statt. Brigitte Großmann Sprecherin des Arbeitskreises 8.Mai im BDWO e.V. Gesellschaft Russland – Deutschland 119034 Moskau Ostozhenka Str.1/19 Apt.12 W.M. Grinin Präsident Berlin, 14.11.2022 Sehr geehrter Wladimir Michailowitsch Grinin, die Gesellschaft Russland – Deutschland vereint die verschiedensten zivilgesellschaftlichen Akteure aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft die aufrichtig daran interessiert sind, die vielfältigen Beziehungen zwischen Russland und der Bundesrepublik Deutschland aufrecht zu erhalten. Sie hat mit Ihren Persönlichkeiten, Projekten und Ansichten zur Vertiefung der russischen-deutschen Beziehungen beigetragen. Grundlage dafür war immer unsere gemeinsame europäische Kultur, auch wenn der Dialog in unserer wechselhaften Geschichte zeitweise Einschränkungen unterworfen war und ist. Die aktuelle Situation im Weltgeschehen hinterlässt natürlich Spuren in dem zwischengesellschaftlichen Miteinander, aber dennoch, die meisten Mitglieder der Gesellschaft Russland – Deutschland sind den Menschen in Deutschland seit vielen Jahren trotz aller Widrigkeiten verbunden. Auf dieses Fundament können wir auch in der Zukunft unsere Brücken bauen. Wir gratulieren der Gesellschaft Russland – Deutschland herzlich zum 50 jährigen Jubiläum und wünschen Ihnen Gesundheit und Wohlergehen. Mit freundlichen Grüßen Brigitte Großmann Sprecherin des Arbeitskreises 8.Mai im BDWO e.V. Wir empfehlen Am 15. 11. 2022, 19:00 bis 20:30 Uhr, findet im Museum Berlin-Karlshorst, Rheinsteinstraße/Ecke Zwieseler Straße, eine Buchvorstellung mit Autorendiskussion statt. Interesse verdient das unlängst im BeBra Verlag erschienene Buch „Die Waldlager der Roten Armee. Archäologie und Geschichte“, herausgegeben und verfasst von den Zeithistorikern Elke Scherstjanoi und Christoph Meißner sowie dem Brandenburger Chefarchäologen Thomas Kersting. Dieses Buch geht in drei Beiträgen auf die kurze Geschichte des Übergangs der Roten Armee von einer mobilen Fronttruppe zu einer Besatzungsarmee ein und klärt, welche Rolle die schlichten Waldlager 1945/46 dabei spielten, deren Spuren bis heute im Berliner Umland und an der Elbe zu finden sind. Die Erkenntnisse der modernen Archäologie ergänzten das bisherige Bild der Ereignisse um wertvolle Details und regten zu Recherchen in digitalen russischen Archiven an. Paperback, 152 Seiten, 17 x 24 cm, 50 s/w-Abbildungen ISBN 978-3-89809-194-7 Am 22. Juni 1941 überfiel das faschistische Deutschland die Sowjetunion. Wer waren die Opfer der NS- Gewaltherrschaft? Wie gedenken wir? Damit beschäftigten sich die Schüler:innen des Lessing-Gymnasiums im Stadtteil Wedding des Berliner Bezirks Mitte im Rahmen eines Projektes des 80. Jahrestages des Überfalls auf die Sowjetunion, das durch den Arbeitskreis 8.Mai des BDWO unterstützt wurde. In Audio-Dateien berichten die Jugendlichen über den Vernichtungskrieg der Wehrmacht und nachfolgender SS Verbände gegen die Völker der Sowjetunion, über verbrannte Dörfer, über die grausame Hungerpolitik der faschistischen Armee in den eroberten Gebieten, über die verzweifelte Lage von Zwangsarbeitern und Kriegesgefangenen. An sie und ihre Leiden wird in diesem Projekt erinnert. Die Erzählungen werden von den Schülern aus der Sicht der Betroffenen geschildert und stützen sich auf Zeitzeugen-Interviews und Foren der Oral History. Die Podcasts dienen der Erinnerung an die Gräuel und Verbrechen des Krieges und sind als Friedensbotschaft der gegenwärtigen Kriege aktueller denn je. Podcast 1: Bitte weiterhören in der Rubrik : GEDENKEN |
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