Das Gedenken an die Befreiungskämpfe der Alliierten im Jahr 1945 von der Herrschaft des deutschen Faschismus in Europa und in Deutschland am 8. Mai des Jahres 2020 ist wegen der Corona-Pandemie nur individuell oder in kleinen Gruppen möglich. Ich entschloss mich, ein Wochenende vor dem 75. Jahrestag des Kriegsendes in Europa einige Gedenkstätten aufzusuchen. Direkt in Blumberg bei Berlin, dem Ort, in dem ich aufgewachsen bin, ist mir der sowjetische Ehrenfriedhof unweit der Autobahn besonders vertraut. Während meiner Schulzeit in Blumberg besuchten wir alljährlich zum 8. Mai die Grabstätte für sowjetische Soldaten, die bei den Kampfhandlungen am Berliner Autobahnring im April 1945 gefallen sind. Die Skulptur auf einem Sockel stellt einen jungen Rotarmisten als Fahnenträger dar. Heue scheint dieser Gedenkort fast vergessen zu sein. Kein Hinweisschild, wie es als Orientierung zu allen deutschen Kriegsgräberstätten in Deutschland gibt, ist hier vorhanden!
Im Nachbarort Seefeld (heute zu 16356 Werneuchen), den wir in den Sommermonaten wegen der Bademöglichkeit im Haussee besuchten, gibt es eine kleine Gedenkstätte. Auch sie erinnert an die in dem Kämpfen im Frühjahr 1945 vor den Toren Berlins im Kampf gefallenen Soldaten und Offiziere der Roten Armee. Der Blütenreichtum, der die Anlage bedeckt, kündet symbolhaft von friedlichen Frühjahrstagen, die sich auch die Gefallenen vor ihrem Tod für sich und Ihre Familienangehörigen in der Heimat ersehnt hatten. Mein Weg führte mich nach Müncheberg, einen Kleinstadt die ich von vielen Besuchen bei Verwandten kenne. Dieser Ort lag 1945 auf dem Kampfweg der 1. Belorussischen Front von Seelow nach Berlin. In der Karl-Marx-Straße sah ich eins der bekannten Schilder mit weißer Schrift auf braunem Hintergrund und der Aufschrift „Kriegsgräberstätte“, Aber es gilt nur als Hinweis auf eine Gräberstätte für deutsche Kriegsopfer. Zum sowjetischen Ehrenhain im Volkshaus-Park weist kein gleichartiges Schild. Warum eigentlich nicht? Der Ehrenfriedhof für 289 in den Frühjahrskämpfen 1945 gefallene Soldaten und Offiziere der Roten Armee bietet einen nicht sonderlich gepflegten Eindruck. Immer wieder beeindruckend jedoch die Skulptur des sowjetischen Soldaten, der in Trauer um seine Kameraden in seiner linken Hand den Stahlhelm hält, in der rechten Hand jedoch kampfbereit eine Maschinenpistole, wissend, dass der Kampf noch nicht vorbei ist. Auf der mittleren Ebene der terrassenförmigen Anlage befindet sich ein gut erhaltener und scheinbar vor nicht langer Zeit restaurierter oder gereinigter steinerner Stern. Er ist mit den Wappen der 15 Sowjetrepubliken versehen. Die Wappen erinnern uns daran, dass die Rote Armee Angehörige vieler Nationalitäten der ehemaligen Sowjetunion in ihren Reihen hatte. Auf meinem Rückweg von dieser besonderen Gedenktour nach Berlin machte ich auch noch Halt am Marktplatz in Altlandsberg und an einem sowjetischen Ehrenmal in Berlin-Kaulsdorf. In Altlandsberg verrät mir eine in der Erde eingelassen Inschrift, dass diese Anlage im Jahr 1992 neu gestallte wurde. Eine würdige Anlage zum Gedenken an die in diesem Ort gefallenen und beerdigten bzw. umgebetteten sowjetischen Soldaten und Offiziere. In der Brodauer Straße in Kaulsdorf steht in einer Grünanlage ein Obelisk zur Erinnerung an Angehörige der Roten Armee. Im Sockel des Obelisken ist mit kyrillischen Buchstaben eingemeißelt: „Ewiger Ruhm den Soldaten der Roten Armee, die im Kampf um die Eroberung Berlins gefallen sind“. Leider erhält der Besucher keine Informationen zu diesem Gedenkort. Eine wahrscheinlich dafür vorgesehene Informationstafel ist bei meinem Besuch am 1. Mai 2020 leer gewesen. Marita Beier, Mitglied des „Arbeitskreises 8. Mai“ des BDWO e.V. Kommentare sind geschlossen.
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