Auf eine Anfrage im Namen des Arbeitskreises 8. Mai des BDWO e.V. an den Bürgermeister und Landeshauptmann der Stadt Wien (Österreich) mit der Bitte, dass er oder eine andere Persönlichkeit der Stadt über den Umgang mit dem Denkmal zu Ehren der Soldaten der Sowjetarmee berichten, antwortete Dr. Wolfgang Neugebauer (1983-2004 wissenschaftlicher Leiter des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes, seit 1995 Honorarprofessor für Zeitgeschichte an der Universität Wien) mit folgender persönlichen Stellungnahme:
„Als langjähriger Leiter des Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) bin ich mir sowohl in meiner wissenschaftlichen Tätigkeit als auch bei der Gedenkarbeit stets bewusst gewesen, dass die Befreiung Österreichs von der NS-Herrschaft nicht das Werk des österreichischen Widerstandes sein konnte, sondern die Leistung der alliierten Streitkräfte. Der Sieg der Anti-Hitler-Koalition und die Vernichtung des Nazifaschismus waren die unabdingbare Voraussetzung für das Wiederstehens eines freien und demokratischen Österreich. Wenn wir heute – 75 Jahre danach — in Dankbarkeit des Einsatzes der alliierten Streitkräfte gedenken, so gilt in Wien diese Wertschätzung im Besonderen für die Angehörigen der Roten Armee, die unsere Stadt im April 1945 befreit und von denen viele tausende in den schweren Kämpfen gefallen sind. Bei Besuchen am Wiener Zentralfriedhof (mit den vielen Gräbern der Gefallenen) wird uns dieser hohe Blutzoll stets schmerzlich bewusst. Die Pflege der Denkmäler und Gedenkstätten für die gefallenen alliierten Soldaten sowie für die ermordeten Opfer des NS-Regimes und für die Frauen und Männer des Widerstandes ist für alle Demokraten und Antifaschisten ein hohes Anliegen und untrennbar verbunden mit dem pädagogischen und politischen Bemühen, jedes Wiederaufleben von Faschismus, Rassismus, Antisemitismus und anderen Formen von Intoleranz hintanzuhalten. In diesem Sinne wirkt der 8. Mai 1945 – der Tag der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht und des Endes der NS-Herrschaft – als Vermächtnis und Verpflichtung in die Gegenwart und in die Zukunft.“ --------------- Wir danken dem Bürgermeister und Landeshauptmann der Stadt Wien Herrn Dr. M. Ludwig für die Weitergabe unserer Anfrage und Herrn Dr. W. Neugebauer für seine persönliche Sicht auf die Erinnerungskultur der Gedenkstätten der alliierter Streitkräfte in Wien. AK 8. Mai BDWO e.V.
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