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8. Mai - Tag der Befreiung

Zum 75. Jahrestag der Befreiung des deutschen Volkes vom Faschismus am 8. Mai 1945

7/12/2019

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Günter Marsch, 2019

.​Günter Marsch, Jahrgang 1934, von 1960 bis 1982 im außenpolitischen Dienst der DDR, von 1985 bis 1993 im Zentralvorstand der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft, von 1994 bis 2001 Erster Geschäftsführer der Stiftung West-Östliche Begegnungen.
 
“Nie wieder darf von deutschem Boden Krieg ausgehen!“ Die deutsche Schriftstellerin Christa Wolf (1929–2011) hat dieses Postulat in unser aller Gedächtnis gerufen mit ihrem Zitat „Das Vergangene ist nicht tot; es ist nicht einmal vergangen. Wir trennen es von uns ab und stellen uns fremd“.[1]
 
​Im Gedenken an den 80. Jahrestag des Beginns des Zweiten Weltkrieges mit dem mörderischen Überfall Hitlerdeutschlands auf Polen, hat sich Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in Polen, vorher auch in Italien, in Fivizzano, zu deutscher Schuld bekannt. Er hat im Namen aller Deutschen für die deutschen Verbrechen in jener verhängnisvollen, unsäglichen Vergangenheit, für den Raub-, Eroberungs- und Vernichtungskrieg in Ost- wie in Westeuropa um Vergebung und um Versöhnung gebeten. Zugleich sind Stimmen in der Öffentlichkeit laut geworden, die die noch immer nicht bewältigte Aufarbeitung deutscher Nachkriegsgeschichte beklagen. Zahlreiche Verbrecher der Nazi-Diktatur, Mörder aus Wehrmacht, Waffen-SS, SS und SA, Täter des Hitlerregimes mit blutbefleckten Händen, wurden nach Kriegsende nicht und sind noch immer nicht benannt und bestraft. Es sei nur erinnert an den SS-Gruppenführer Heinz Reinefarth, Henker und Massenmörder von Warschau, in der Bundesrepublik Bürgermeister auf Sylt von 1951 bis 1963, danach sogar noch Abgeordneter des Landtages in Schleswig-Holstein. In Fivizzano musste sich der Bundespräsident sagen lassen, dass die im Mai  1949 installierte Adenauer-Regierung mit Billigung von Liberal- und Sozialdemokraten die von Italien verurteilten faschistischen deutschen Mörder und Henker, schuldig gesprochen der Verbrechen an Kindern, Frauen und Alten,  nicht ausgeliefert hat. Verantwortlich sind unter anderen, so der Historiker und Kolumnist der Berliner Zeitung, Götz Aly, „geschichtsblinde Historiker, die es durchaus gibt“. 
 
Die Menschheitskatastrophe des 20. Jahrhunderts hat im Mai 1945 in Ostdeutschland dazu geführt, den Neuanfang in einem Geiste zu wagen, der später in die DDR-Nationalhymne einging: „Auferstanden aus Ruinen und der Zukunft zugewandt“.
 
Meine Wiege stand 1934 in Hinterpommern.  Unsere Familie und viele andere flüchteten im März 1945 vor der vorrückenden Front aus einem Dorf mit Klein- und Mittelbauern – aus Pützerlin (heute Poczernin) nahe Stargard. Per Pferdefuhrwerk kamen wir im Treck nach etwa 15 Tagen auf der Insel Rügen an. Es war also ein Neubeginn mit Verlust der Heimat. Letzteres jedoch ist den Nazi- Verbrechern anzulasten, die den Völkern im Osten, insbesondere dem sowjetischen und dem polnischen Volk, Millionen Opfer und materielle Not brachten. Die Alliierten mussten daraus in Teheran, Jalta und Potsdam die einzig notwendigen Schlussfolgerungen ziehen. Unserer Familie gab die Bodenreform in Ostdeutschland eine neue materielle Grundlage und damit einen Neuanfang. Ich selbst habe mich in jungen Jahren eingebracht in die Mitgestaltung der neuen politischen Strukturen bei der Gründung der FDJ in der Gemeinde Groß-Schoritz und war seit 1951 Mitglied in der Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft. Mein Weg führte mich zum Studium an die ABF in Greifswald und an die Akademie für Staats- und Rechtswissenschaften in Potsdam-Babelsberg. Meine Tätigkeit in Warschau und Moskau gaben mir die Möglichkeit, allgemein Land und Leute kennenzulernen, Menschen, die meinen Blick auf die deutsche Geschichte lenkten.
Ich habe es während meiner aktiven Tätigkeit seit 1960 und bis heute nie verabsäumt, mich zu den Gedenktagen am 8./9. Mai an den Ehrenmalen für die Millionen Opfer des Zweiten Weltkrieges zu verneigen, ob in der DDR, in Polen oder der Sowjetunion. Mit Freunden und Kollegen habe ich die vielen KZ-Gedenkorte auf polnischem Boden aufgesucht. Ich verneigte mich im Gedenken an die unschuldigen Opfer in Auschwitz, Majdanek, Treblinka, Stutthof, auf der Westernplatte, in Belzec. Unvergessen bleiben für mich die Begegnungen mit dem Parlamentär der Roten Armee von der Zitadelle Berlin-Spandau, Major Wladimir Gall, in Moskau und dann bei seinen Besuchen in Berlin und Halle.
 
Und so bleibt es unsere Verpflichtung, Lehren aus der deutschen Schuld im Ersten und im Zweiten Weltkrieg zu ziehen, um die heutigen und nachwachsenden Generationen zu ermutigen, die seit 75 Jahren andauernde Friedensperiode fortzusetzen.
 
 [1] Christa Wolf, Kindheitsmuster (1976), zitiert William Faulkners Requiem für eine Nonne.




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