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8. Mai - Tag der Befreiung

Gedanken einer Zeitzeugin

6/11/2020

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Dr. Hannelore Danders, 2014/15

Hannelore Danders, geboren 1931, lebt heute in Dresden. Als Schülerin  gehörte sie in Magdeburg zu den Mitbegründerinnen einer Grundorganisation DSF. Sie arbeitete in der Weiterbildung für Russischlehrer in Dresden. In Dresden-Ost leitete sie die Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft. 1992 gründete sie den „Verein zur Hilfe für Kriegsveteranen in Russland e. V.“ mit.
 
Tag der Befreiung
Gedanken einer Zeitzeugin
 
Die Schuld ist groß.
Auch 70 Jahre später ist sie nicht getilgt.
Im Mai 45 kam der Sieg für die andern.
Die Schmach blieb für uns –
viel Trümmer und Steine zuhauf.
Das Bild der Feinde verzerrt –
Wir kannten die Menschen nicht,
die stolz ihre Fahnen hissten,
Tänze vollführten und Rache auch übten
in unserem Land,
dessen Wiesen, Blumen, Lieder und Menschen ich liebte.
 
70 Jahre danach!
Ich kann es nicht fassen, dass all dies durch Deutsche geschehen,
das Nichtwiedergutzumachende,
Unmenschliche, Unsagbare.
Mein ganzes Leben ist darüber hingegangen.
Und heute erst versteh ich ganz
das Ausmaß all der
schwarzen,
         hirnverbrannten Taten,
den Hass der Täter,
die Angepasstheit der Mitläufer,
die Gier der Gernegroß- und Möchtegern-Strategen,
die in Nürnberg später keine Schuld bekannten.
Sie schrieben in Gefängniszellen schön,
was da geschehen war
in Ost und West, in Süd und Nord.
 
Von Zwangsarbeit und Niedertracht, von Mord
an Jud‘ –
            an Frau und Kind –
an allem, was nicht arisch war,
hat Flick nichts wissen wollen
und mancher andre nicht,
der hinter Mauern schon den neuen Reichtum plante.
 
 
Ich habe einige getroffen, die damals Kinder waren
und mit der Mutter durch das Tor von Auschwitz gingen.
Auch Dachau,
                        Buchenwald,
                                    selbst Dresden nannten sie,
die heute über siebzig sind
                                    und überlebten.
Die Mutter kam ins Gas – sie taugte nicht
zur Zwangsarbeit, doch Tanja überlebte.
Ich möchte, dass sie Wärme spürt
im Land der Täter.
 
Dem alten Jakow schmerzt das Bein,
seit er in DORA diese schweren Karren
schob und fast erblindete.
 
Gerechtigkeit und Würde möge
ihnen widerfahren
                                    in unserem Land, wo vieles längst vergessen
oder nicht gelernt,
wo mancher eigne Nöte spürt
und das verdrängt,
                                    was einst geschah.
 
Nicht nur vor siebzig Jahren hier – bei uns –
auch später noch in Vietnam
                                    wurden Menschen verbrannt.
Kleine Kinder rannten um ihr Leben.
In Gulags schufteten Verbannte
                                    von Stalins Gnaden.
Bis heute sitzt Angst in den Knochen derer,
die es gelernt haben, sich zu fürchten.
Neue Ängste steigen in den
                                    Menschen hoch.
Die Welt ist so – können wir sie ändern?
Die Hoffnung ist gering.
Man sagt:
            Nur wer sich ändert, verändert
                                    (ein Quäntchen) die Welt.
Aber wollen wir uns ändern?
 
Sophie und Hans Scholl
bezahlten dafür mit dem Leben.
Dennoch: Manche werden es wieder wagen,
aufstehen, aufmüpfig sein, protestieren,
                                    „Nein“ sagen,
anderen zur Seite stehen,
                                    Mitmenschlichkeit leben.
 
Es ist ein schwerer Weg, den Stolpersteine säumen,
doch einen andern gibt es nicht.
 
Ich bin ein Mensch, in Deutschland geboren.
In Lebendigkeit und Würde will ich leben, in Güte handeln
                                    und kämpfen –
                                                           auch für Dich.
 
 
                                                                                  
 
 
 
 
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