Helmut Braunschweig 2019Helmut Braunschweig, Jahrgang 1933, Diplomchemiker, arbeitete viele Jahre im Chemiefaserkombinat Premnitz und lebt heute als Rentner in der Schorfheide
Eine Gruppe älterer und junger Leute - der Älteste war Alexej mit 87 Jahren - stand plötzlich unter den Anwesenden, die zur Kranzniederlegung anlässlich des 65. Jahrestages der Befreiung zum Ehrenmal der Gefallenen der Sowjetarmee in Eberswalde gekommen waren. Sie war nicht bestellt oder angemeldet, kam aus Salechard und Nowy Urengoi, Großstädte mit über Hunderttausend Einwohnern im Norden Sibiriens. Um so herzlicher wurden sie von Mitgliedern des Kreisverbandes Eberswalde der Brandenburgischen Freundschaftsgesellschaft (BFG e.V.) begrüßt, die eben zusammen mit den Vertretern der Russischen Botschaft ihre Blumengebinde unter den getragenen Klängen des Harmonika-Duos am Ehrenmal niedergelegt hatten. Die meisten der zur feierlichen Ehrung Erschienenen nahmen wohl den unerwarteten Besuch gar nicht richtig wahr. Obwohl er an Ungewöhnlichkeit seinesgleichen sucht und nicht hoch genug gewertet werden kann. Vom Gebiet der Jamal-Halbinsel, dem Autonomen Kreis der Nenzen, dort, wo viel nach Erdöl und Gas gebohrt wird, die Winter sehr lang und die Tage dann überwiegend aus Dunkelheit bestehen, hat sich die kleine Gruppe von Veteranen, begleitet von einigen jungen Leuten, aufgemacht, um das Gedenken an die Opfer des Zweiten Weltkrieges zum 65. Jahrestag des Sieges über den Faschismus hier in dem Land zu erleben, das soviel Leid in die Welt getragen hat. Die Mitglieder der BFG konnten im Gespräch mit ihnen über viele noch bestehende Kontakte zu guten Bekannten in Russland und der GUS sowie über die Bemühungen zur Pflege des Freundschaftsgedankens auch nach dem Abzug der russischen Streitkräfte aus Deutschland berichten. Trotz des engen Zeitplanes fand sich noch eine viertel Stunde, in der ein paar Mitglieder der BFG mit den aufgeschlossenen Veteranen zum neu eingerichteten Garnisionsfriedhof in der Heegermühler Straße fuhren. An diesem Ort waren "unsere Sibiriaken" stark beeindruckt von den Eberswalder Aktivitäten zur Pflege einstiger und immer noch bestehender gut freundschaftlicher Beziehungen hier in der Stadt. Herzliche Umarmungen, besonders mit Alexej, der als Flieger in den Apriltagen 1945 am Sturm auf Berlin beteiligt war, bewiesen beim Abschied das gegenseitige Bedürfnis, nicht nachzulassen, freundschaftliche Begegnungen zu pflegen und jede Gelegenheit zu nutzen, sie zu erweitern. Mit dem Austausch der Visitenkarten sind die ersten Fäden geknüpft, um das eben begonnene Freundschaftswerk über Tausende Kilometer hinweg fortzusetzen. Wir sind gewiss, dass Herr Aryatunyan von der russischen Botschaft helfen wird, wenn es irgendwie holpert. Der erste Brief ist auf die Reise geschickt. Die Antwort wird mit großer Spannung erwartet.
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