Wir erhielten durch Vermittlung durch Frau Dr. Natalja Timofeewa aus der russischen Stadt Woronesh von Schülern einer 9. Klasse des dortigen I. A. Bunin-Gymnasiums folgende Antwort auf Fragen zu den Motiven ihrer Teilnahme an der Bewegung „Unsterbliches Regiment“ in ihrer Heimatstadt:
Iwan Scherstikow (Geburtsjahr 2003) 1. Wann haben Sie erstmalig am Umzug des "Unsterblichen Regiments" teilgenommen? 2018 wollte ich am Umzug teilnehmen. Mit Porträts verwandter Menschen, die ich nie zu Gesicht bekommen hatte, nahm ich zu Ehren des Großen Sieges teil. 2. Wen haben Sie dabei dargestellt, wessen Porträt getragen? Der Urgroßvater Daniil Wassiljewitsch wurde in den ersten Kriegsmonaten zur Armee einberufen. Er schaffte es, zwei Briefe und ein nicht ganz deutliches Foto zu schicken. Er fiel im Kampf. Seine Frau und meine Urgroßmutter Jekaterina blieben mit ihrer fünfjährigen Tochter zurück. Die Urgroßmutter wurde damit betraut, Arbeit zur Versorgung mit Landwirtschaftsprodukten über die Wolga zu organisieren. Sie war eine richtige Arbeiterin des Hinterlandes unter der Devise " Alles für die Front, alles für den Sieg!" Mein anderer Urgroßvater, Michail Feofanowitsch, war Zugführer bei der Eisenbahn. Er schaffte Kriegstechnik und Soldaten heran, beförderte Verwundete und Lebensmittel. Als er mit seiner Familie nach Woronesh zurückgekehrt war, da erblickte er anstelle seines Hauses auf der Sacco und Vanzetti-Straße nur einen Haufen Steine. 3. Warum haben Sie am Umzug „Unsterbliches Regiment“ teilgenommen? Meine Verwandten konnten ihr persönliches Haus und Russland wieder errichten. Mir war so, als ob sie mit mir im „Unsterblichen Regiment“ an meiner Seite waren. Für mich ist das „Unsterbliche Regiment“ eine ergreifende und richtig schöne Maßnahme. Tatjana Shurawljowa (Geburtsjahr 2004) 1. Wann haben Sie erstmalig am Umzug des " Unsterblichen Regiments" teilgenommen? Im Jahr 2019 2. Wen haben Sie dargestellt, wessen Porträt getragen? Beim Umzug habe ich meinen Urgroßvater Durakow, Wassilij, Kusmitsch (01.1912-05.19779), Soldat des 479. Schützenregiments der 179. Schützendivision der 28. Armee der Zentralen Front vorgestellt. 1941 in der Schlacht bei Smolensk wurde mein Urgroßvater schwer verletzt. Nach dem Hospital hatte man ihn als kriegsuntauglich befunden. 3. Warum haben Sie am Umzug „Unsterbliches Regiment“ teilgenommen? Ich meine, dass es erforderlich ist, an derartigen Veranstaltungen teilzunehmen, das ist unsere Pflicht für diejenigen, die im Krieg die Heimat verteidigten. Oleg Sibirko (Geburtsjahr 2005) 1. Wann haben Sie erstmalig am Umzug "Unsterbliches Regiment" teilgenommen? Am 9.Mai, dem Tag des Sieges, wollte ich zusammen mit meiner Familie an der Aktion "Unsterbliches Regiment" teilnehmen. 2. Wen haben Sie dabei dargestellt, wessen Porträt getragen? Meinen Urgroßvater Andrej Kusmitsch Bogdanow. In seinen Jugendjahren beschäftigte er sich mit Pferden. Stundenlang half er den Älteren im Pferdestall. Dann erlaubte man ihm zu reiten. Der Pferderitt begeisterte so den Jungen, sodass bald sich im Dorf , was die Meisterschaft und Geschicklichkeit im Umgang mit einem beliebigen Pferd betraf, es sich kein Vergleich eines anderen mit ihm fand. Und als die Zeit für den Militärdienst heran kam, bat Andrej, zur Kavallerie gehen zu können. Seine Bitte wurde erfüllt. Bald wurde er der beste Kursteilnehmer und bei allen Wettbewerben Preisträger. Selbst Budjonny erkannte seine Erfolge und verlieh ihm Auszeichnungen. Aber es begann der Krieg... Nachdem er sich von seiner Familie verabschiedet hatte, wurde der Kommandeur der Säbelschwadron im Bereich der 6. Kavallerie-Division geschickt, um das Vorfeld von Moskau zu verteidigen. In Briefen nach Hause teilte er kurz mit: "Wir schlagen die Scheusale, der Sieg wird unser sein!" In einem anderen Brief schrieb er: "Gestern haben wir den Fritzen die Hölle heiß gemacht, es sind nur die Fetzen von ihnen geflogen!" Einer von solchen nächtlichen Streifzügen wurde vom Kommando besonders hervorgehoben: die ganze Schwadron wurde mit der „Tapferkeitsmedaille“ ausgezeichnet und Andrej Bogdanow wurde für den Orden „Roter Stern“ vorgeschlagen. Aber Krieg ist Krieg. In einem der schnell verlaufenden Kämpfe wurde mein Urgroßvater verwundet. Das treue Pferd Valet trug seinen Besitzer aus dem Kampffeld heraus. Schon nach eineinhalb Monaten konnte Andrej Bogdanow wieder im Sattel sitzen und er musste zu seinem Garderegiment zurückkehren. Am 3. Dezember 1942 sollte nach einer Artillerievorbereitung der Chutor (Weiler) Lisinskij im Stalingrader Gebiet zurückerobert werden. Die Schwadron von Andrej Bogdanow ging als eine der ersten zur Attacke über. Im tiefen Schnee kamen die Pferde nicht schnell genug voran. 54 Kavalleristen fanden in diesem Kampfe den Tod. Die Soldaten fanden den Kommandeur in der Steppe, unweit vom Chutor. Dort lagen sie, durchsiebt von Maschinengewehrgarben - das geliebte Pferd Valet und sein Reiter, der Kommandeur der Schwadron. Als die Soldaten dorthin kamen, war Valet noch am Leben. Er drehte seinen Kopf mit großer Anstrengung zu ihnen und die Kämpfer sahen, wie aus seinem Auge Tränen rollten. Diesmal konnte es seinen Reiter nicht aus dem Kampf heraustragen. So blieben sie in der Steppe hinter der Wolga liegen, der treue Kampffreund Valet und sein Reiter, der verwegene Garde-Kavallerist, Hauptmann, Kommandeur der Kavallerie-Säbel-Schwadron Andrej Kusmitsch Bogdanow. 3. Warum haben Sie am Umzug „Unsterbliches Regiment“ teilgenommen? Das ist ergreifend. Alle Teilnehmer liefen mit Transparenten in Kolonne entlang der zentralen Straßen Woroneshs und ganz Russlands.
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