Schon seit 2016 gibt es am Lessing-Gymnasium in Berlin-Wedding einen Schülernaustausch mit dem Pawlowsker Gymnasium in Sankt Petersburg.
Schüler des Wahlfachpflichtkurses Russisch Klasse 10, hatten während der Corona-Zeit im Frühjahr 2020 die Aufgabe, Beiträge von Schülern ihrer Partnerschule in Sankt Petersburg (Pawlowsker Gymnasium) zum Thema Teilnahme am Marsch zu Ehren des Unsterblichen Regiments in die deutsche Sprache zu übersetzen und zu reflektieren. Im nachstehenden Text einige Auszüge, die dem Arbeitskreis 8.Mai BDWO e.V., der eine gute Verbindung zum Lessing-Gymnasium hat, übermittelt wurden. Timofey. B: Aufgabe 1. Übersetzungen der Stellungnahmen der Schüler*innen aus Russland Maria Kaljabina, Jahrgang 2008, 5b am Pawlowsker Gymnasium „Das erste mal habe ich mit 7 Jahren teilgenommen. Seit dem nehme ich mit meiner Familie jedes Jahr an diesem Ereignis teil. Wir halten ein Gemälde meines Urgroßvaters – Gregor Nikitin Stephanowitsch. Im Juli 1941 wurde er für die Armee aus Tambow rekrutiert. Gekämpft hat er in der Luftwaffe als Bodentechniker. Er hat den Rang des Unteroffiziers erhalten. Er hat sogar in der Schlacht um Berlin gesiegt. Ich nehme an diesem Umzug teil, um an meinen Urgroßvater zu erinnern, denn er war einer der Helden der uns den Sieg im Großen Vaterländischen Krieg gegeben hat.“ Michail Borsow, Jahrgang 2008, 5b am Pawlowsker Gymnasium „2019 habe ich das erste mal diesen Umzug gesehen, der eine unübersehbare Spur hinterlassen. Nun möchte ich 2020 an diesem Umzug teilnehmen. Meine Familie und ich werden ein Gemälde meiner Urgroßmutter und meiner zwei Urgroßväter tragen. Meine Urgroßmutter – Maria Alexewna Karpenko diente der Armee ab 1942. Angefangen zu kämpfen hat sie an der Karelfront. Den Krieg beendet sie nahe Berlins. Mein Urgroßvater – Gregor Konstantinowitsch Karpenko, hat als Kanonier gedient, ein Kommandant einer Flakbatterie. Seinen Dienst beendete er bei Alabino. Mein anderer Urgroßvater – Nikolai Semenowitsch Paschkin, war verantwortlich für die Verwaltung der wichtigen Angelegenheiten der Pioniere. Ich möchte an dem Umzug teilnehmen, weil wir nicht unsere Helden vergessen sollten. Aufgabe 2. Reaktion auf die Texte Ich finde es bemerkenswert, dass diese Kinder so viel über die Geschichte ihrer Vorfahren wissen und dass sie an jedes Detail erinnern wollen. Interessant finde ich auch, dass sie Gemälde von den Veteranen der Familie mit sich auf der Parade tragen, da man so etwas auf deutschen Umzügen nicht sehr häufig sieht. Für mich persönlich ist die Erinnerung an alle Leidende unter dem 3. Reich wichtig und richtig. Auch wenn ich das Erinnern und Trauern daran als wichtig ansehe, ist die Erinnerung an meine Vorfahren kein großes Thema für mich, da ich meine Vorfahren, die im Krieg gekämpft habe, nicht außerhalb von Berichten und Fotos kannte und damit keine starke emotionale Bindung mit ihnen aufbauen konnte. Jedoch verstehe ich es, wenn andere bei dem Thema eher emotionaler sind. In Deutschland wurde der Tag der Befreiung in mir bekannten Kreisen gefeiert, doch die Ausmaße, die er in Russland hat, sind hier unerreicht. 2020 wird der 8.Mai das einzige Mal als offizieller Feiertag gefeiert. Dieses Mal wird es auch wahrscheinlich das letzte Mal sein. Dass Deutsche an die Gefallen Sowjets erinnern weiß ich aus erster Hand. Am sowjetischen Ehrenmale legen jährlich viele Nichtrussen Blumen auf die Panzer oder auf die Urnen. Jedoch ist die Erinnerung an diesen Tag in Deutschland, wie vorhin erwähnt, nicht so stark in Russland. Luise M. Demidova Stanislava Geburtsjahr 2007, Klasse 5 „B“ des Gymnasiums Nr. 209 „Pawlowsker Gymnasium“ Ich nehme seit 2017 an diesem Gedenkzug teil. Seitdem verpassen meine Familie und ich dieses Ereignis nicht. Ich trage das Porträt meines Uhrgroßvaters – Demidova Wiktor Iwanovitsch, Frachtfahrer der roten Armee. Am dritten August vereinten sich die Streitmächte der Steppen- und Woronesch-Fronten und setzten den Angriff in Richtung von Belgorod und Charkov fort. Am 5. August verbündeten sich die Schutzarmeen 69 und 7 und besetzen Belgogrod. Der Angriff breitete sich weiter aus, indem die Streitmächte der Steppenfront am 23 August Charkov befreiten. Mein Urgroßvater war dabei. Ich nehme an dem Gedenkzug teil, weil ich verstehe, dass wir die Menschen nicht vergessen dürfen, die ihre Leben für uns opferten. Isotova Anastasia, Klasse 5 „B“ des Gymnasiums No 209 „Pawlowsker Gymnasium“ Ich nehme seit 2019 an dem Gedenkzug teil. In diesem Jahr nimmt meine Familie unbedingt an diesem besonderen Ereignis teil. Ich trage das Porträt meiner Urgroßmutter – Tschistjakovoi Ekatherina Alexejevna. Sie leistete ihren Dienst im Partisanen Kommando der Partisanenbrigade No 11 in Wolchow. Sie nahm an einer Kriegsoperation zur Vernichtung von einer Verbindungslinie auf einer Zweigstrecke in Oredesch-Wolchowstroi teil. Außerdem auch noch an spontanen Feuerangriffen auf die Feinde. Sie kümmerte sich um die Kriegsverletzten. Am 15 Janura nahm sie an einer Rücknahme der Station Mschinskaja und am 12 Februar an der Befreiung der Station Oredesch teil. Ich nehme an diesem Ereignis teil, um an die Heldentat meiner Urgroßmutter zu erinnern und darüber zu erzählen. Anastasia M.: Ich finde es sehr gut, dass bereits so junge Kinder lernen, was der Krieg für Auswirkungen hatte. Dadurch lernen sie, dass eine Wiederholung solcher Geschehnisse dringend verhindert werden müssen und da sie die nächste Generation sind, die mit so etwas arbeiten müssen finde ich es gut, dass sie schon so früh damit konfrontiert werden. Die Erinnerung an den Krieg und seine Folgen, ist in unserer Familie nicht so groß, meine Mutter wuchs zwar in Weißrussland auf, aber wir beschäftigen uns kaum damit. Mein Vater ist Antifaschist, weshalb ich mit ihm öfters über Themen wie den Nationalsozialismus rede und natürlich behandeln wir das Thema oft im Unterricht. Ich finde es wichtig, dass man viel über die Folgen lernt. In Deutschland wird der Tag der Befreiung schon am 08.05. gefeiert. In Treptow gibt es ein Mahnmal an dem sich jedes Jahr Russen sowie Deutsche treffen um den Opfern des Krieges zu gedenken. Sie verteilen unter anderem Blumen und zum 70-jährigen Jubiläum hat ein Chor gesungen. Jomana A.: Ich finde es sehr schön, dass sich immer wieder Menschen daran beteiligen und ihrer Familienmitglieder somit gedenken. Ich persönlich wusste zuvor gar nicht mal, dass es so was gibt, denn bei uns in der Familie kann ich mich nicht daran erinnern, dass mir erzählt wurde, dass wir ein Familienmitglied im Zweiten Weltkrieg verloren haben. Persönlich bin ich außerdem der Meinung, dass man nicht unbedingt zu einem bestimmten Ort gehen muss, um anderer Menschen zu gedenken. Trotzdem finde ich es sehr interessant und bewundernswert, wie viele Menschen sich daran jedes Jahr beteiligen. Laura S.: Durch die Texte konnte ich erfahren, wie wichtig dieser Tag für die Russen ist, und dass sie schon früh anfangen, daran teilzunehmen. Ich persönlich habe noch nie an so einer Parade teilgenommen und wusste auch bis zu diesem Jahr nicht, dass dieser Feiertag existiert. Ich finde es sehr schön, dass die Menschen jedes Jahr an den Krieg und ihre(gefallenen) Soldaten erinnern. Dieser Tag ist wie eine Art Warnzeichen an die Menschen, damit sie die Grausamkeiten des Krieges nicht vergessen und sie diese nie wiederholen. Als meine Mutter Kind war, hat sie an mehreren Paraden teilgenommen. Dabei mussten die Kinder Gedichte vortragen und Kriegslieder singen. Ansonsten spielt die Erinnerung an Krieg und seine Folgen keine große Rolle in unserer Familie. Abgesehen von diesem Jahr ist der 8. Mai kein offizieller Feiertag in Deutschland, allerdings werden bereits Monate vorher Dokumentarfilme im Fernsehen gezeigt und an dem Tag selberwird in den Nachrichten das Ende des Krieges erwähnt.
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