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Wege zueinanander, miteinander

Post nach einem Vierteljahrhundert

28/8/2020

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Uta Winterfeldt, 2020

Uta Winterfeldt, Bürokauffrau, geb. 1970, wohnt in Domsühl bei Parchim
 
Es war im Sommer 2011, als meine Mutter herumkam und sagte: „Du hast Post“. Sie gab mir einen Brief. Ein vorgedruckter Umschlag – unverkennbar aus russischen Landen. Mit meinem Mädchennamen! Ort, Straße und Hausnummer stimmten, denn wir wohnen in einer „Doppelhaushälfte“, angebaut an das Haus meiner Eltern. Die alte DDR-Postleitzahl!? Na ja, mal sehen. Der Brief kam aus Belarus, aus Minsk. Und beim Lesen fiel es mir wieder ein. Da war doch mal eine Natascha aus Pinsk.
 
Es war wohl 1984, als der Russischlehrer in die Klasse kam und Adressen verteilte. Wir sollten unsere Sprachkenntnisse festigen, persönliche Beziehungen anknüpfen und mehr über die Regionen der Sowjetunion erfahren. Ich war in der 7. Klasse. Meine Freundin Silke kam zu mir mit dem Brief von Natascha aus Pinsk. Sie bat mich, die Korrespondenz zu übernehmen und fortan tauschte ich mit Natascha Briefe aus.
Leider habe ich die alten Briefe von Natascha nicht aufbewahrt. Wir stellten mit Postkarten unsere Heimat vor, erzählten stolz unsere Lernergebnisse und schrieben über Familie und Freunde. Wohl auch mal von einer Urlaubsreise oder Ereignissen in der Familie. Karten mit Blümchen und Ornamenten, Abziehbilder und dergleichen Mädchensachen waren auch dabei.
Ich schrieb auf Deutsch, Natascha auf Russisch. Im Zweifelsfall halfen die Lehrer beim Übersetzen.
Irgendwann, vielleicht nach der 10. Klasse, kamen andere Interessen. Ein Brief oder zwei blieben unbeantwortet, die Sache schlief ein und wurde verdrängt oder vergessen.
 
Liebe, Heirat, Kinder, Hausbau, politische Wende ...Und jetzt dieser Brief! Eine schöne Handschrift in ziemlich gutem Deutsch. Wie kam es denn?
Nataschas Mutter bezog 2011 in Pinsk eine andere Wohnung. Tochter und Schwiegersohn halfen beim Umzug. Da war noch ein Karton mit Sachen aus der Schulzeit. So fand Natascha unsere alte Korrespondenz, die Erinnerungen kamen hoch, und sie schrieb an meine alte Adresse. Außer dem Familiennamen und der Postleitzahl war noch alles richtig. Ein Zufall in unserer ansonsten so bewegten Welt.
Heute schwinden allerdings Zeit und Raum. Mit E-Mail und Skype ging die Korrespondenz nun viel schneller. Es zeigte sich, dass wir beide Kinder hatten und mit aufgeschlossenen, weltoffenen Männern verheiratet waren. Schon im Mai 2012 besuchten wir sie in Minsk.
Natascha und Ilja führten uns zu den Sehenswürdigkeiten der belorussischen Hauptstadt, Platz des Sieges, Gorkipark, Botanischer Garten und andere. Sie organisierten auch einen sehr schönen Ballettbesuch. 2013 trafen wir uns auf Zypern und 2014 kamen sie zu uns nach Domsühl und wir zeigten ihnen unsere Heimat. Es gab dann weitere Begegnungen, darunter in Berlin.
So wurde aus dem Briefaustausch von Kindern eine Freundschaft der Erwachsenen. 
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