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Wege zueinanander, miteinander

Dialog und Zusammenarbeit mit Krasnojarsk und Taganrog

10/2/2021

2 Comments

 

Hermann Strutz, 2021

Hermann Strutz, geb. 1946, lebt in Gütersloh, war Marineoffizier, Schulleiter einer berufsbildenden Schule und leitete seit 1991 25 Jahre lang gemeinsam mit Prof. Dr. Anatoly Iwanowitsch Tajurskij und Frau O. N. Nikitina ein deutsch-russisches Berufsbildungsprojekt auf dem Gebiet des Sozial- und Gesundheitswesens.

„Ohne Frau“, so Anton Pawlowitsch Tschechow, „sind Berichte und Erzählungen wie eine Maschine ohne Dampf.“ Es waren starke und bedeutende Frauen aus Krasnojarsk und Taganrog, die mithalfen, über Dialog und Zusammenarbeit zu einer deutsch-russischen Partnerschaft und Freundschaft zu gelangen.
​2012 luden mich die Taganroger Natalja Petrovskaya und Elena Sirota mit einem Lehrerteam aus Lippstadt zu einem Berufsbildungsseminar in die Geburtsstadt des Schriftstellers und Arztes A. P. Tschechow ein. Sie wussten, dass wir als Multiplikatoren eines erfolgreich verlaufenden Lippstadt-Krasnojarsker-Berufsbildungsprojekts auf dem Gebiet des Sozial- und Gesundheitswesens auch Taganrog und Rostov am Don wichtige Impulse auf diesem Gebiet geben konnten. Die beiden Frauen baten mich zudem, während unseres Aufenthalts in der A. P. Tschechow-Bibliothek den Studenten mein Buch „Ein Volk mit Visionen lebt auf – Deutsch-Russisches Pilotprojekt für den Frieden“ (s. a.
www.luther-verlag.de ) vorzustellen. Die Geschichte dieses Pilotprojekts war begleitet von dem Wandel der Gesellschaft in Russland. 50 Jahre nach dem Beginn des „Großen Vaterländischen Kriegs“ gegen Hitler-Deutschland musste es sich zugleich mit einer schwierigen gemeinsamen Vergangenheit von Deutschen und Russen auseinandersetzen, die über weite Strecken von Gewalt und Krieg geprägt war. Schülerinnen und Schüler, Auszubildende, Lehrer*innen, Schulministerien, Politiker*innen arbeiteten gemeinsam an einem langfristigen friedvollen Miteinander und erfuhren in der Praxis: Wer einander mit Vertrauen und Achtung begegnet, empfängt Achtung und Vertrauen. 40 junge Auszubildende aus Krasnojarsk wurden im Laufe der Zeit in 2-jährigen Ausbildungsgängen des Ev. Berufskollegs-Stift Cappel in Lippstadt erfolgreich zu Multiplikatoren in der Sozialarbeit für Russland ausgebildet. Sie halfen mit, in Krasnojarsk neue Ausbildungsgänge für den Bereich des Sozial- und Gesundheitswesens zu schaffen. Statt auf Vorurteile und Gewalt müssen wir auf vertrauensbildende Maßnahmen setzen, wenn wir Völkerverständigung und Frieden näher kommen wollen – so lautete die Botschaft! Die Student*innen in der Bibliothek verfolgten 2012 aufmerksam die Ausführungen über dieses Projekt und wünschten verstärkte Kontakte zu deutschen Hochschulen.
Die Einladung in die Bibliothek war ein Anreiz, mich verstärkt mit A. P. Tschechow zu beschäftigen. Er und ich sind – zeitversetzt – am gleichen Tag geboren: am 29. Januar. Beeindruckend für mich ist sein kurzes, aber intensiv geführtes Leben. Er hat viel und hart gearbeitet, nicht ohne auch für das Wohl der Nächsten zu sorgen. Er studierte Medizin, behandelte kostenlos die Bauern und verfolgte die Erkenntnisse der medizinischen Wissenschaft. Aktiv brachte er sich in den Kampf gegen eine Cholera-Pandemie ein. Damit wird gleichzeitig der Blick in unsere Gesellschaft gelenkt, in der weltweit wieder der Kampf gegen eine Pandemie geführt wird, die verursacht ist durch das Corona-Virus. In einer Zitate-Sammlung Tschechows finden wir einen Hinweis, wie wir Krisen – auch der heutigen – begegnen können: „Auf eine Frage, die alle quält, muss eine qualvolle Antwort folgen.“ Wir erleben gerade, wie überall auf der Welt die Menschen zum Teil sehr leidvolle Einschränkungen auf sich nehmen müssen, um den Gefahren dieser aktuellen Seuche zu entgehen. Gleichzeitig appellierte A. P. Tschechow an die Menschen, nicht alles zu glauben, was geschrieben wird, sondern selbst zu beobachten und nachzudenken, wenn man das Leben begreifen will.
Betrachten wir die augenblicklichen deutsch-russischen Beziehungen: Sie sind nicht nur durch die Corona-Epidemie getrübt. Was hat dazu geführt, dass die nach der Wiedervereinigung Deutschlands aufblühenden Ost-West-Beziehungen ins Stocken gerieten und mittlerweile erhebliche Spannungen aufweisen? Tschechow räumte Fehler ein, aber „wo diese sind , da sei auch Erfahrung“! Die bitteren deutsch-russischen Erfahrungen von einst müssen Konsequenzen nach sich ziehen!
Vorbildhaft sind noch Verbindungen zu Krasnojarsk und der nicht unterbrochene Dialog und die Zusammenarbeit zwischen Taganrog, Lüdenscheid, Gütersloh und Lippstadt. 2018 war Senilga Barteneva, die Direktorin der Organisation „Hoffnungsstrahl“, auf Vermittlung N. Petrovskayas mein Gast in Gütersloh und Lippstadt. Sie informierte sich in einem Intensiv- Seminar über die Sozialarbeit mit Behinderten jeder Altersstufe, vom Kleinkind bis zum Erwachsenen. Frau Barteneva kam als Fremde und ging als Freundin und begeisterte Multiplikatorin der deutsch-russischen Zusammenarbeit. Projekte dieser Art mahnen, verstärkt auf Völkerverständigung und Zusammenarbeit zu setzen, um zu Partnerschaft, Freundschaft und Frieden zu gelangen. Im Regierungsbezirk Münster hat ein leitender Regierungsschuldirektor, früherer Mitarbeiter im Lippstadt- Krasnojarsker Projekt, Kolleginnen und Kollegen für die Fortsetzung der deutsch-russischen Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Berufsbildung gewinnen können.
Ein weiterer Hoffnungsstrahl für die Zeit nach der Corona-Epidemie.

2 Comments
Wilhelm Pollmann
12/5/2021 06:45:14

Lieber Hermann, vielen Dank für Deine mail, die ich mit Freude gelesen habe. Sie steht unter dem von Johannes Rau geprägten Wort vom Entspannen statt Spalten.Du hast mit Deinem Einsatz für Frieden und Verständigung mit Russland echte Friedensarbeit geleistet.

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Knoll, Ingeborg
14/5/2021 12:53:31

Zum Beitrag von Hermann Strutz:

Der vorliegende Beitrag ist gelungen und eindrucksvoll, weil er nicht auf abgehobenen, beschaulichen Appellen beruht, die sich in Luft und Rauch auflösen, sondern auf gelebtem Engagement mit sehr hartnäckiger Kleinarbeit. Diese ließ über ein Viertel Jahrhundert Früchte reifen, die nun ihrerseits wieder neue Früchte bringen.
Meine Enkelin erzählte mir kürzlich ganz aufgeregt von ihrem schlüpfenden Schmetterling, der sich aus einem Kokon zwängte.
Der Autor als Versöhnungs-Aktivist, vernetzt mit vielen Gleichgesinnten, scheint mir auch an so einem Transitionsprozess zu arbeiten:
nämlich die Gesellschaft von ihrem gefräßigen, Konsum besessenen Raupenzustand zu einem Innehalten im Kokon - zu dem der Corona-Lockdown gerade einlädt - anzuhalten, um sie zu beflügeln und an den Nektar, die Essenz des Lebens zu führen. Diese hebt über die Mästung des eigenen Ego hinaus und führt zur Befruchtung des diversen Umfeldes.
Während Raupen an Blättern , Blüten , Zweigen , Holz oder Wurzeln fressen, ernähren sich Schmetterlinge vorwiegend von Nektar. Reichlich geben sie über die Bestäubung zurück.
Ich wünsche dem Verfasser dieses bemerkenswerten Artikels , dass sein Projekt auch weiterhin nicht dem Raupenfraß unterliegt, sondern von Schmetterlingen beflügelt wird.

Mit besten Wünschen
Ingeborg Knoll

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